Aufregung vor Demo in Wurzen – Wasserwerfer fährt schon mal Probe

Erstveröffentlicht: 
24.08.2017
Stadthaus wartet noch auf Bescheid aus dem Landratsamt / Reformationsausstellung im Schloss geplant

Von Kai-Uwe Brandt

 

Wurzen. Die geplante Demonstration des bundesweiten Bündnisses „Irgendwo in Deutschland“ am 2. September in Wurzen bewegt – auch die Stadträte. So bat Hannelore Dietzschold, Landtagsabgeordnete der CDU und Kommunalpolitikerin, zur Sitzung des Kulturausschusses am Dienstag um Informationen seitens der Verwaltung. Insbesondere wollte sie von Oberbürgermeister Jörg Röglin (parteilos) wissen, was zum Schutze der Bevölkerung unternommen werde und wo die Route entlang gehe. Zugleich erinnerte sie das Stadtoberhaupt an eine Bitte ihrer Fraktion.

 

Demnach schlug Stadtrat Kay Ritter (CDU) bereits im Verwaltungsausschuss am 14. August vor, eine „fraktionsübergreifende Resolution“ zu verfassen, „die sich gegen rechten wie linken Krawalltourismus wendet“. Röglin zufolge sei die offizielle Erklärung „noch nicht vorbereitet“. Das 47-jährige Stadtoberhaupt sehe zudem im angedachten Bürgertreffen am 31. August auf dem Marktplatz den „besseren Weg“, ein Zeichen zu setzen. Daher lud er alle Volksvertreter ein, sich an der Zusammenkunft ab 17 Uhr zu beteiligen.

 

Obwohl im Internet schon eine Karte mit der angeblichen Route kursiert sowie Fotos eines Wasserwerfers der Polizei, welcher am Dienstag zur Probe durch die engen Gassen der Innenstadt fuhr, wusste OBM Röglin nicht allzu viel zu berichten. Aus gutem Grund, wie er betonte. Denn die Genehmigungsbehörde sei das Landratsamt, die Stadt Wurzen lediglich Beteiligte. Darüber hinaus, so der Stadthauschef, liege noch kein „abschließender Bescheid“ zur Wegstrecke vor. „Wir warten täglich darauf.“ Einen Fakt verriet er dann doch: Die Anmeldung würde sich auf 200 Personen belaufen. Röglin selbst gehe von einer „friedlichen Demonstration“ aus. „Die Anmelder haben auf mich den Eindruck hinterlassen, dass sie nicht auf Krawall aus sind.“

 

Neben dem 2. September gehörte zum Abendprogramm des Gremiums am Dienstag die Finanzierung einer Dauerausstellung zur Reformation im Schloss Wurzen. Ein Großteil des hierfür benötigten Geldes fließt über Förderprogramme. Der Landkreis, die Sparkassenstiftung und der Kulturraum Leipziger Land sowie Sponsoren steuerten bereits Mittel bei. Wurzen bliebe laut Röglin somit die Summe von 11 400 Euro. Da es sich um eine außerplanmäßige Ausgabe im Haushalt handelt, suchte die Verwaltung nach Einsparmöglichkeiten und fand diese im Verzicht eines bis dato angedachten WLAN-Hotspots für den Marktplatz. Insofern wird es statt eines öffentlichen drahtlosen Internetzugangs rund um den Ringelnatzbrunnen nunmehr eine Reformationsausstellung in den Räumen des Obergeschosses der einstigen Bischofsresidenz geben. „Die Ausstellung hat eine größere Wirkung als der Hotspot“, begründete Röglin die Entscheidung.

 

Zielgruppen, fügte Bettina Kretzschmar, Leiterin des Kulturbetriebes Wurzen, an, seien unter anderem Kinder und Jugendliche. An der Konzeption der Schau wirkten übrigens Wurzens Stadtchronist Wolfgang Ebert sowie Domkantor Johannes Dickert mit. Details über die Exponate konnte Kretzschmar allerdings nicht nennen. Nur so viel: Es würden unter anderem Kopien und Grabplatten zu sehen sein. Ferner blieben die Stücke im Eigentum der Stadt. Sämtliche Modalitäten fixiere letztlich ein Vertrag zwischen der Verwaltung und der Schloss Wurzen Betriebsgesellschaft mbH.

 

Das Votum der Ausschussmitglieder fiel klar aus – alle stimmten mit Ja für den kommunalen Zuschuss. Bis auf Ronny Wedekind von der Fraktion Bürger für Wurzen. Der Geschäftsführer und Schlossherr erklärte sich von Beginn an für befangen und verfolgte die Debatte von den Besucherstühlen aus.