Vertrauliche Kurznachrichten belegen intensive Kontakte zwischen Bautzens Vize-Landrat und einem Neonazi. Sachsens Ministerpräsident ist besorgt.
Von Sebastian Kositz
Bautzen. In der Affäre um Bautzens Vize-Landrat Udo Witschas hat Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) jetzt Aufklärung gefordert. Er beobachte die Vorkommnisse in Bautzen mit großer Sorge, erklärte Regierungssprecher Ralph Schreiber auf Anfrage der Sächsischen Zeitung. Tillich, zugleich Chef des CDU-Landesverbandes, habe demnach bereits mit dem noch im Urlaub weilenden Bautzener Landrat Michael Harig (CDU) telefoniert. Dabei habe der Ministerpräsident auch sein Unverständnis deutlich gemacht und eine „zügige Klärung“ der Vorkommnisse gefordert. Dies sei Stanislaw Tillich auch zugesagt worden.
Die Sächsische Zeitung hatte in ihrer Freitagausgabe über vertrauliche Kurznachrichten zwischen Witschas und dem früheren NPD-Kreischef Marco Wruck berichtet. Nach den jüngsten Auseinandersetzungen auf dem Bautzener Kornmarkt und den Vorfällen um einen daran beteiligten Libyer hatten sich beide zu einem dreistündigen Gespräch im Bautzener Landratsamt getroffen.
Wie inzwischen aus der SZ vorliegenden Dokumenten hervorgeht, hatten beide darüber hinaus eine vertrauliche Kommunikation über den Facebook Messenger gepflegt. Dabei hatten sie sich über den betroffenen Asylbewerber ausgetauscht und sich über ihr Auftreten in der Öffentlichkeit abgestimmt. Weitere Themen waren das Kulturzentrum Steinhaus und das Asylbewerberheim im Spreehotel.
Unterdessen haben sich auch Linke und Grüne zu den Vorfällen zu Wort gemeldet. Die Bautzener Linken-Bundestagsabgeordnete Caren Lay und der Chef der Linksfraktion im sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, fordern den Rausschmiss des Beigeordneten. Die Landesvorstandssprecherin der Grünen, Christin Melcher, legt Witschas den Rücktritt nahe.
Witschas hatte am Donnerstag erklärt: „Ich habe jegliche Kommunikation mit Marco Wruck, ob öffentlich oder nichtöffentlich, stets mit dem Ziel geführt, in meiner Funktion als Erster Beigeordneter zu einer Deeskalation der Lage beizutragen.“