Die Anwaltskanzlei des Volkes (Halkin Hukuk Bürosu) veröffentlichte vor knapp einer Stunde einen aktuellen Bericht über den Gesundheitszustand ihrer Mandant*innen Nuriye Gülmen und Semih Özakca.
Hier ist die Übersetzung aus dem Türkischen:
Nuriye GÜLMEN und Semih ÖZAKCA wurden gestern (28.07.2017) nachts gegen 24:00 Uhr mit Zwang aus ihren Zellen geholt, mit einer Krankentrage und mit Krankentransportern ins Gefängniskankenhaus auf dem Sincan Vollzugskampus verlegt.
Der Bericht der Gesundheitskommission des Ankara Numune Krankenhauses, der sich auf die Verlegung ins Krankenhaus stützt ist vom 28.07.2017
Letzter Abschnitt des Berichts beinhaltet folgende Analyse:
„... Den derzeitigen Befunden zufolge besteht Lebensgefahr. Die betroffene Person kann ihr Leben nicht alleine bewerkstelligen. Jedoch erfordern die vorliegenden Befunde keine Aufhebung der Haftstrafe. Die Person kann in den Gefängnisvollzugseinrichtungen, die Krankenhausstatus besitzen oder in jenen, für Gefangene vorgesehenen Abteilungen offizieller Gesundheitseinrichtungen beobachtet und behandelt werden“.
In folgenden detaillierten Protokollen, die bei dem heutigen Gespräch von den Anwält*innen verfasst wurden, wird festgehalten:
1. Die Pfleger*innen (Mitgefangene, die sich an der Seite der Hungerstreikenden befinden und um sie kümmern) wurden getäuscht und man hat sie (Anm.: die Hungerstreikenden) aus den Zellen gebracht, um sie dann alleine unter Zwang zu verlegen.
2. Als der Pfleger von Semih ÖZAKCA bemerkte, was los war und einlenken wollte, wurde er von einer Gruppe Vollzugsbeamter verprügelt.
3. Semih ÖZAKCA wurde in der Zelle und auf der Krankentrage geschlagen. Er wurde mit einem Gummiband auf der Krankenbahre fixiert und mit dem Gesicht nach unten liegend in den Krankentransporter gesteckt. Aufgrund dieses Angriffs weist sein Körper Kratzspuren, Risse und Hämatome auf.
4. Sie sind voneinander getrennt in verschiedenen Krankenzimmern, die abgesehen vom Badezimmer bzw. Toilette nur 4x5 Meter groß sind, keinen Hofzugang haben und deren Fenster mit Drähten und Gitterstäben versehen sind.
5. Trotz ihres Gesundheitszustands und den Feststellungen der Gesundheitskommission, haben sie seit ungefähr 24 Stunden keine/n Pfleger/in an ihrer Seite.
6. Sie haben erklärt, dass sie eine medizinische Intervention ablehnen und ihren Hungerstreik fortsetzen, was auch im Protokoll festgehalten wurde.
Ihre Stimmung ist gut und die allgemeine Gesundheitssituation ist im oben beschriebenen Rahmen gut. Sie übermitteln allen ihre herzlichsten Grüße.
Sie sagten „Der Kampf für Arbeit und Würde geht weiter, wir werden nicht aufgeben“.
Im Bezug auf all die rechtswidrigen Maßnahmen und gegen die Verantwortlichen wird Strafanzeige erstattet. Solange, bis sich die Bedingungen verbessern, werden sämtliche gerichtliche und verwaltungsrechtliche Maßnahmen eingeleitet. Nuriye und Semih müssen sofort freigelassen werden. Es muss dafür gesorgt werden, dass sie in ihre Arbeit zurückkehren können.
29.07.2017 (20:15)