Sie warfen mit Steinen und riefen antisemitische Parolen: Nach einem Übergriff von Jugendlichen und Kindern auf eine jüdische Tanzgruppe in Hannover hat die Polizei sechs Tatverdächtige ermittelt. Es wurde ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet.
Hannover - Die achtköpfige Gruppe der Liberalen Jüdischen Gemeinde sollte am vergangenen Wochenende bei einem multikulturellen Fest im Norden Hannovers auftreten - musste ihre Darbietung aber wegen des Angriffs abbrechen. Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen rief antisemitische Parolen und warf mit größeren Kieselsteinen nach den Tänzern. Eine Tänzerin wurde von einem Stein am Bein leicht verletzt.
Nun hat die Polizei sechs Tatverdächtige ermittelt: Neben zwei Jugendlichen im Alter von 19 und 14 Jahren stünden nunmehr auch ein 16-Jähriger sowie zwei Jungen im Alter von elf Jahren und ein Neunjähriger im Verdacht, beteiligt gewesen zu sein, sagte ein Polizeisprecher. Alle hätten einen arabischen Migrationshintergrund.
Man gehe derzeit von insgesamt neun Tätern aus, teilte die Polizei weiter mit. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) betonte, man werde "keine antisemitischen, rassistischen oder fremdenfeindlichen Übergriffe dulden". Die Polizei verfolge den Vorfall mit großer Entschlossenheit. Es sei allerdings unverständlich, dass erst zwei Tage nach dem Vorfall Anzeige erstattet worden sei.
Das Innenministerium habe erst im März eine Tagung zu antisemitischen Tendenzen unter muslimischen Jugendlichen veranstaltet, sagte Schünemann. Man müsse sich diesem Problem stellen und unter Umständen auch Konflikte in Kauf nehmen. Man dürfe aber die Muslime nicht in ihrer Gesamtheit unter Antisemitismusverdacht stellen.
han/dapd