Die Krawalle rund um den G20-Gipfel in Hamburg haben die Polizei auf eine harte Probe gestellt. Der Leipziger Bereitschaftspolizist Maik Pfützner war bei den Ausschreitungen im Schanzenviertel im Einsatz. Im Interview mit MDR SACHSEN berichtet Pfützner, der in der Polizeigewerkschaft aktiv ist, auch über die gegenüber seinen Kollegen ausgeübte Gewalt.
Mit welchem Gefühl geht man in Einsätze wie denen in Hamburg?
In Hamburg war uns die Lage von vornherein bekannt. Es war nicht damit zu rechnen, dass es ein friedlicher G20-Gipfel wird. In solchen Fällen versucht man, sich auf den Einsatz zu konzentrieren. Während des Einsatzes steigt der Adrenalinspiegel enorm an. Dann muss man versuchen, die Aufgabe zu erledigen und zum Beispiel die Beleidigungen auch ein bisschen auszublenden.
Was war bei dem Einsatz in Hamburg anders?
Die Auseinandersetzungen erstreckten sich über drei Tage und drei Nächte und hatten ein immenses Ausmaß. Die Gewaltbereitschaft war groß. Viele Fahrzeuge verschiedener Klassen wurden angesteckt und wahllos Geschäfte ausgeraubt. Bei anderen Einsätzen waren dagegen Banken oder größere Luxusfahrzeuge das Hauptangriffsziel von Randalierern gewesen.
Es gab in Hamburg aber auch große Gewalt gegen Polizisten.
Die gab es wirklich. Die sogenannten Zwillen wurden sehr stark
eingesetzt. Dadurch wurde auch ein Polizist schwer verletzt. Außerdem
wurden Gehwegplatten von Dächern geworfen und es wurde mit Eisenstangen
auf Beamte losgegangen. So etwas hatte man bei anderen Einsätzen noch
nicht erlebt.
Bei dem Einsatz in Hamburg wurden auch Polizisten
aus Sachsen verletzt. Einer von ihnen hat einen Gegenstand in den Nacken
bekommen, dadurch war er kurzzeitig bewusstlos. Ein weiterer Beamte
erlitt eine tiefere Schnittwunde. Es wird vermutet, dass sie von einem
Teppichmesser herrührte.
Wie geht man mit solchen Eindrücken später um?
Man beschäftigt sich schon noch die nächsten Tage damit. Man redet mit Kollegen darüber, was passiert ist. Manche gehen aber auch in sich. Außerdem kann man einen Psychologen am Dienstort konsultieren.
Wie gehen Sie mit den Vorwürfen um, die Polizei habe in Hamburg provoziert?
Für mich ist wichtig, von wem die Provokation wirklich ausging. Wenn einer sein Demonstrationsrecht nicht entsprechend dem Gesetz wahrnimmt und Vermummte im Aufzug sind, dann kann es nicht heißen, dass die Polizei provoziert. Dann muss man sagen, dass die Störungen eindeutig von anderer Seite ausgingen.
Wie sind Ihnen die Menschen in Hamburg begegnet?
Von denen, die unmittelbar im Aufzug drin waren, ging erhöhtes Gewaltpotenzial aus. Es gab Beleidigungen, man wurde bespuckt. Von der Bevölkerung her gesehen war es so, dass die Polizisten unterstützt wurden, zum Beispiel mit Getränken oder Blumen, und dass ihnen gedankt wurde - vor allem nach den ersten Krawallnächten.
Was wird Ihnen vom Hamburger Einsatz in Erinnerung bleiben?
Die Gewalt, die den Polizisten, den Feuerwehrleuten und Sanitätern entgegenschlug.