Einsatzzeiten von bis zu 56 Stunden, schlafen in voller Montur auf dem blanken Boden: Die Beamten, die aus Hamburg zurückkehren, haben einiges in den Knochen.
Stuttgart - Der Gipfel ist vorbei, die müden Polizeibeamten kommen nach Hause. „Viele brauchen jetzt Ruhe, denn es war anstrengend. Meine Kollegen haben berichtet, dass manche Beamte bis zu 56 Stunden am Stück im Dienst waren“, sagt Thomas Mohr, der Mannheimer Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Bei Mohr steht das Telefon nicht mehr still, viele zurückgekehrte Kollegen melden sich bei ihm und berichten von ihren Einsätzen. Immerhin weiß er schon: „Von meinen Kollegen der Mannheimer Einsatzhundertschaft wurde niemand verletzt.“ Nicht alle Einheiten hatten so viel Glück: 73 Beamte aus Baden-Württemberg wurden verletzt, teilte das Innenministerium mit.
Keine Chance, den Schutzanzug abzulegen
Die langen Einsatzzeiten bedeuteten zwar nicht, dass die Polizisten rund um die Uhr auf der Straße den Randalierern gegenüber gestanden hätten. „Aber sie wurden in dieser Zeit nicht aus dem Dienst entlassen. Das heißt, sie kamen nicht aus dem Einsatzanzug und der Körperschutzausstattung und konnten nicht in ihre Unterkünfte fahren“, fasst der Gewerkschafter zusammen. Die Ruhepausen holen sich die Beamten dann dort, wo es gerade geht.
Unter anderem bei der Demonstration „Welcome to Hell“ zu Beginn des G20-Gipfels gab es Eskalationen und einen Polizeieinsatz. Sehen Sie Szenen der Demo, und was Teilnehmer zum Thema Gewalt denken, im Video:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.beamte-berichten-aus-hamburg-de...?
„Das Foto von den im Flur schlafenden Beamten hat auf Facebook schon über eine Million Leute erreicht“, sagt Mohr. Die Beamten liegen in voller Montur im Flur des Gebäudes, das sie schützten. „Das Haus wurde immer wieder angegriffen – da heißt es dann aufspringen und sofort präsent sein“, schildert der Polizist. „Wir stellen das Bild auf Facebook, um zu zeigen, wie es hinter den Kulissen zugeht“, sagt Mohr.
Auch ältere Beamte haben so etwas noch nie erlebt
„Die Belastung war groß, denn wir hatten auch sehr junge Beamte in Hamburg, die solche Einsätze noch gar nie mitgemacht haben“, sagt Mohr. „Normalerweise kennen die älteren Kollegen dann ähnliche Situationen. Doch auch das war dieses Mal anders: Auch die Beamten mit viel Erfahrung haben so etwas wie im Schanzenviertel noch nie gesehen. Ich habe von vielen Kollegen gehört, dass sie auch richtig Angst hatten.“ Allerdings hat der Gewerkschafter auch Positives zu berichten: Die Hamburger unterstützten die Polizei, wo es nur ging: „Sie brachten Verpflegung und boten Schlafplätze in ihren Wohnungen an. Das tat unseren Leuten unglaublich gut.“