In vielen Städten Deutschlands wurde gestern gegen das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz/ ProstSchG protestiert, das heute in Kraft tritt. Das neue Gesetz zwingt Sexarbeiter*innen, ihre Tätigkeit bei mehreren Behörden anzumelden. Bei ihrer Arbeit müssen sie zukünftig einen Ausweis mit Foto bei sich führen. Auf ihm ist vermerkt, dass sie „Prostituierte“ sind. Das schützt Sexarbeiter*innen nicht, sondern bringt sie in Gefahr.
"Aus gutem Grunde halten wir Sexarbeiter*innen meistens unsere Tätigkeit geheim." sagt ArianeA, eine der Sexarbeiter*innen, die gegen das Gesetz protestieren. "Wir müssen für uns und unsere Familien Isolierung und Ablehnung, Respektlosigkeit und Mobbing befürchten. Wenn mein Ausweis in falsche Hände gerät, könnte ich sogar erpresst werden. Und wie ich unsere Kunden kenne, werden sie nach diesem Ausweis fragen, um damit unsere persönliche Daten zu erfahren."
In einem neuen Bündnis kämpfen deshalb Sexarbeiter*innen, feministischen Aktivist*innen und Sozialarbeiter*innen mit der Kampagne SEXARBEIT IST ARBEIT. RESPEKT! gegen das ProstSchG und für mehr Rechte für Sexarbeiter*innen.
In Berlin, war BettinaB, die als Sozialarbeiterin Sexarbeiterinnen berät, bei Aktion in der Nähe des Bundestages dabei. Sie ärgert sich „Alle Expert*innen und Fachverbände haben in ihren Stellungnahmen zum ProstSchG deutlich gemacht, dass dieses Gesetz nicht schützt, sondern gefährdet. Der Gesetzgeber hat, vermutlich unter dem Einfluss von Prostitutionsgegnerinnen, alle Einwände vom Tisch gefegt.“
CarlaC ist als feministische Aktivistin dabei: „Das ProstSchG kontrolliert und bevormundet Sexarbeiterinnen und ist damit ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht von Frauen“. Sie ist davon überzeugt, dass der Kampf für die Rechte von Sexarbeiter*innen ein feministischer Kampf ist. „Letztlich betrifft die Stigmatisierung von Sexarbeit alle Frauen* und alle die aus anderen Gründen nicht in patriarchale Gendernormen passen. Denn das Hurenstigma, und der damit verbundene Dualismus zwischen Heilige und Hure, ist ein Kernelement geschlechtsspezifischer Erziehung, die alle Mädchen und Frauen in ihrer Selbstbestimmung einschränkt“.
Die Kampagne SEXARBEIT IST ARBEIT. RESPEKT! ist zunächst für zwei Jahre geplant. Das bundesweite Bündnis wird sich mit weiteren Aktionen und Veranstaltungen für die Abschaffung des 'ProstituiertenSchutzGesetz' und aller anderen diskriminierenden und kriminalisierenden Gesetze gegen Sexarbeit einsetzen. Stephanie Klee die Sprecherin des Netzwerks: „Wir wünschen uns, dass viele andere an vielen Orten auf vielfältige Weise Respekt für Sexarbeiter*innen einfordern.“
Bilder von der Aktion aus allen Städten
Download der Pressemitteilung als pdf
Mehr Information: www.sexarbeit-ist-arbeit.de
A Name aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen und ihrer Bündnispartner*innen geändert.
B Name aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen und ihrer Bündnispartner*innen geändert.
C Name aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen und ihrer Bündnispartner*innen geändert.