Sex am Zaun, Gruppenpinkeln, Sachbeschädigung – Berliner Polizisten benehmen sich beim Einsatz in Hamburg so daneben, dass sie nach Hause geschickt werden. Ihre Rechtfertigung: Es sei so langweilig gewesen.
Für die Politiker und ihre Partner, die beim G-20-Gipfel in Hamburg weilen, gibt es ein ausgedehntes, ausgeklügeltes Programm. Offenbar wäre das für die Polizisten, die dort im Einsatz sind, auch nötig. Denn Beamte aus drei Berliner Einsatzhundertschaften, die dort die Hamburger Kollegen unterstützen sollten, langweilten sich nach eigenen Angaben so, dass sie anfingen, sich selbst zu unterhalten. Mit eher nicht vorbildlichem Verhalten.
Der Spaß in dem Containerdorf, in dem die Beamten seit Sonntag gemeinsam mit Einheiten aus Wuppertal untergebracht waren, artete derart aus, dass das Einsatzkommando in Hamburg die 14., 15. sowie die 32. Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei (rund 210 Polizisten) statt wie geplant am Mittwoch bereits am Montagabend nach Hause schickte.
Die Berliner Polizei twitterte dazu: „Ursache soll ein Fehlverhalten in ihrer dortigen Unterkunft gewesen sein. Wir haben Stellungnahmen angefordert und werden anschließend über Konsequenzen entscheiden.“
Laut „B.Z.“ hatte ein Polizistenpärchen in aller Öffentlichkeit Sex an einem Zaun, was Wachschützer beobachteten. Es soll Sexvideos von den Beamten geben. Außerdem sollen Polizisten nach einer lautstarken Party gemeinsam in einer Reihe an einen Zaun gepinkelt haben. Eine Kollegin habe nur im Bademantel bekleidet mit einer Waffe in der Hand auf einem Tisch getanzt. Nach WELT-Informationen ließ sich ein Polizist beim Pinkeln im Suff mit der Waffe filmen. Waffe und Alkohol zusammen sind strikt verboten.
Wuppertaler Kollegen verpfiffen die Berliner
Auf privaten Fotos ist eine feuchtfröhliche Party vor den Containern zu sehen, einige Polizisten recken jubelnd die Arme und Getränke in die Luft. Die Bilder vom Morgen danach zeigen den Hof voller Flaschen und Müll. Wie die WELT aus Polizeikreisen erfuhr, feierten die Berliner Polizisten bis 6.30, ihre Wuppertaler Kollegen mussten um 2.30 aufstehen und beschwerten sich über die Party.
Polizeisprecher Thomas Neuendorf bestätigte der „Berliner Morgenpost“, es gehe um den Vorwurf des Geschlechtsverkehrs in der Öffentlichkeit, Sachbeschädigung und um Alkoholexzesse. „Dieses Verhalten ist peinlich für die Berliner Polizei“, sagte Neuendorf. Die Beamten müssten mit drastischen Konsequenzen rechnen. Polizeipräsident Klaus Kandt soll wegen des Verhaltens außer sich sein. Es soll interne Untersuchungen, Disziplinarverfahren sowie Versetzungen und möglicherweise seitens der Berliner Behördenleitung auch den Versuch geben, Beamte ganz aus dem Dienst zu entfernen.
„Keine Fernseher, kein Freizeitangebot“
Ein Insider sagte der WELT: „Das Verhalten dieser Kollegen ist unfassbar und nicht hinnehmbar. Wenn man aber behördenintern konsequenzlos zulässt, dass ein Polizeischüler in Pornos mitspielt, muss man sich nicht wundern, dass solche Leute irgendwann im Dienst sind. Man muss den Charakter des Polizeischülers dem Berufsbild anpassen. Wenn man aber eine gewisse Lässigkeit zulässt, bei Armlängen, Tätowierungen und merkwürdigen Frisuren ein Auge zudrückt, muss man sich nicht wundern.“
Von den betroffenen Einsatzhundertschaften kam als Rechtfertigung, dass es „keine Fernseher, kein Freizeitangebot“ gegeben habe und sie zwischen den Einsätzen aufeinander gehockt und sich gelangweilt hätten.
Hamburg wollte die Berliner ob ihrer Härte und Erfahrung bei den Mai-Krawallen offenbar unbedingt dabei haben, ließ sie wegen ihres Rufes aber von einem privaten Sicherheitsdienst überwachen. Denn aus einer gemeinsamen Zeit beim Castoreinsatz in Gorleben habe sich nach „B.Z.“-Informationen der Hamburger Polizeiführer Hartmut Dudde erinnern können, wie exzessiv die Berliner außerhalb des Dienstes „feiern“. Deshalb habe man bewusst eine ehemalige, allerdings nie genutzte Asylbewerberheimunterkunft für sie ausgesucht und den Ordnerdienst angewiesen, jeden Verstoß zu dokumentieren.
Die Berliner Kollegen halten zu den Party-Polizisten: Es soll in der Hauptstadt eine Willkommen-Zurück-Party geben.