Nächtliche Hubschrauberflüge brachten in den vergangenen Tagen viele Leipziger um den Schlaf. Die Bundespolizei setzt zum Schutz von Bahnanlagen aktuell verstärkt auf Überwachungsflüge – auch weit nach Mitternacht.
Leipzig. Nach den Anschlägen am Montag vergangener Woche hat die Bundespolizei in Leipzig die Überwachung von Bahnanlagen aus der Luft verstärkt. Hubschrauber-Einsätze nach Mitternacht brachten am Wochenende viele Anwohner um den Schlaf. In der Nacht zu Montag kreiste ein Helikopter zeitweise über Engelsdorf, Paunsdorf und der Südvorstadt. In der Nacht zu Samstag war er zwischen zwei und drei Uhr über Leutzsch zu hören, berichteten Anwohner, die sich vom Lärm gestört fühlten, gegenüber LVZ.de.
Mit Blick auf den G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg sind die Beamten in Leipzig aktuell in erhöhter Alarmbereitschaft. „Die Überwachungsflüge an Bahnanlagen führen wir seit Jahren durch. Entsprechend der Situation werden sie aber zeitweise verstärkt und auch zu ungewöhnlichen Zeiten durchgeführt“, erklärte Jens Damrau, Sprecher der Leipziger Bundespolizei, am Montag auf Nachfrage. Er bestätigte, dass seit Freitag in jeder Nacht ein Helikopter mit Wärmebildkamera über Leipzig im Einsatz war – in der Regel in Kombination mit Beamten am Boden. Damrau verwies dazu auf die aktuell angespannte Sicherheitslage.
Bahnanlagen in Leipzig potenzielles Anschlagsziel
Vor dem G20-Gipfel gelten die Bahnanlagen rund um Leipzig als potenzielles Anschlagsziel. Die Messestadt als Knotenpunkt mit sensibler Zug-Infrastruktur ist deshalb für die Bundespolizei ein Schwerpunkt der Überwachung. Kommt es hier zu Ausfällen an Bahnanlagen, kann dies Auswirkungen auf den Zugverkehr in ganz Mitteldeutschland haben – wie die Attacken auf Signalanlagen und Kabelstränge in der vergangenen Woche zeigten. Gipfel-Gegner hatten sich im Netz zu den Anschlägen in der Nacht zu Montag bekannt und dabei auch weitere Angriffe nicht ausgeschossen. „Wir werden die Maschinisten nicht aufhalten, noch nicht. Aber wir zeigen auf, wie es möglich ist, die Maschine zum Stottern zubringen“, schrieb die Gruppe „Shutdown G20“ im Internetportal „Indymedia“.
Die Bundespolizei hat die Gefährdungslage genau im Blick: Die Situation werde aktuell „täglich neu bewertet“, sagte Damrau. Auch in den nächsten Tagen müssen sich die Leipziger wohl auf weitere Flüge einstellen, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. „Wir fliegen auch tagsüber, aber da wird es aufgrund der Umgebungsgeräusche anders wahrgenommen“, so der Sprecher. Insgesamt drei sogenannte Stützpunkthubschrauber stehen den Beamten im Bereich der Bundespolizeidirektion Pirna zur Verfügung – in Halle/Oppin, Chemnitz und Bautzen. Die Behörden decken damit Einsätze in ganz Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ab.
Beamte jagen auch Sprayer und Buntmetalldiebe
Ziel der Flüge ist es nach Angaben der Bundespolizei auch, gegen Graffiti-Sprayer, Buntmetalldiebe oder das illegale Betreten von Bahnanlagen vorzugehen. „Kabelklau hat erhebliche Beeinträchtigungen auf den Bahnverkehr zur Folge“, erklärte Damrau. Erst am Mittwoch vergangener Woche konnten zwei polizeibekannte 37 und 41 Jahre alte Männer aufgegriffen werden, die in Leipzig-Leutzsch mit verdächtigem Werkzeug unterwegs waren. In der darauffolgenden Nacht wurden am S-Bahn-Haltepunkt „MDR“ zwei 20- und 23-jährige Sprayer auf frischer Tat ertappt. Auch hier sei in beiden Fällen ein Helikopter zur Unterstützung im Einsatz gewesen, berichtete Damrau.
Von Robert Nößler