Die Frankfurter Flüchtlingsinitiative muss ihr Bistro in der Berger Straße demnächst räumen. Räume von der Stadt wird das Projekt wohl nicht erhalten - die Aktivisten stehen mal wieder auf der Straße.
Wann genau der Tag X für das Bistro von Project Shelter anbrechen wird, kann auch der Sprecher der Initiative – der es vorzieht, anonym zu bleiben – nicht genau sagen. Klar ist allerdings, dass es bald so weit sein wird. Der Eigentümer des Gebäudes Berger Straße 328 hat sich unlängst bei den Flüchtlingsaktivisten gemeldet und ihnen ein Ende der Zwischennutzung angekündigt. Auf gut Deutsch: Das Shelter-Bistro, in dem die Aktivisten seit August 2016 unter anderem Beratungsangebote für gestrandete Migranten unterhalten, muss weichen. Und Project Shelter steht damit wieder auf der Straße.
Dass die Tage des Bistros gezählt sind, ist indes keine wirkliche Neuigkeit. Schon seit dem Einzug im Sommer letzten Jahres stand fest, dass die Aktivisten von Project Shelter an der Ecke Berger Straße / Große Spillingsgasse nur für kurze Zeit geduldet sein würden. Entsprechend hege man keinen Groll gegen den Eigentümer. „Es war eine gute Zusammenarbeit“ erklärt der Sprecher der Initiative. Doch für das Project Shelter wird damit die Uhr wieder auf Null gesetzt. Das bedeutet auch die Rückkehr zu der nie aufgegebenen Forderung nach einem selbstverwalteten Sozialzentrum.
„Statt Häuser verrotten zu lassen, möchten wir den Wohnraum nutzbar machen“, sagt der Sprecher der Initiative. Project Shelter fordert nach wie vor von der Stadt die Überlassung eines Gebäudes, das für die Umsetzung des Projekts geeignet ist. Dazu gehört neben den Beratungsangeboten und Veranstaltungen tatsächlich auch die Möglichkeit, Unterschlupf zu bieten. Project Shelter kümmert sich vor allem um Arbeitsmigranten mit Fluchterfahrung, die meist nach langen Reisen in Frankfurt gestrandet sind. Und diese haben es meist schwer, auf dem überhitzten Frankfurter Wohnungsmarkt eine Unterkunft zu finden.
„Es gibt Leerstand in Frankfurt und zwar nicht gerade wenig“, betont der anonyme Shelter-Sprecher. Um dies der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, habe man Wochenende wieder auf ein bewährtes Mittel zurückgegriffen: die Besetzung.
Immer wieder Räume besetzt
Keine 30 Meter vom Shelter-Bistro entfernt fanden die Aktivisten, was sie suchten. Ein bereits längere Zeit leerstehendes Wohngebäude. Die Besetzung dauerte allerdings keine 24 Stunden – das Gebäude habe sich in einem desolaten Zustand befunden, hieß es zur Begründung. Überhaupt sei diese Besetzung nur als symbolischer Akt konzipiert worden. Die Eigentümerin des Gebäudes stimmte schließlich zu, eine von Project Shelter konzipierte Ausstellung zum Thema ungenutzte Immobilien in Bornheim vorerst am Gebäude zu belassen.
Allzu gut dürften die Chancen, dass der Traum vom selbstverwalteten Sozialzentrum in naher Zukunft Wirklichkeit wird, nicht stehen. Zwei Jahre lang hatte die Initiative immer wieder Räume in Frankfurt besetzt – darunter den leerstehenden Paradieshof in Sachsenhausen –, ehe das Bistro an der Berger Straße eingerichtet werden konnte. Verhandlungspartner in dieser Zeit war Planungsdezernent Mike Josef (SPD).
Inzwischen aber haben innerhalb des Magistrats die Zuständigkeiten gewechselt. Für das Liegenschaftsamt, das Project Shelter im Zweifel ein Gebäude zuweisen müsste, ist jetzt Jan Schneider (CDU) zuständig. Dass seine Partei kein Freundin besetzter Immobilien ist, machte unlängst Christoph Schmitt, der sicherheitspolitische Sprecher der Christdemokraten im Römer klar, als er eine Debatte über das seit 34 Jahren besetzte Gelände in der „Au“ in Rödelheim entfachte. Schneider selbst war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Project Shelter hingegen kündigt bereits an, in naher Zukunft werde es „weitere Aktionen“ geben.