Leipziger Schüler und Studenten protestieren gegen „Lernfabriken“

Erstveröffentlicht: 
21.06.2017

In sechs deutschen Städten wurde am Mittwoch gegen Missstände im deutschen Bildungssystem demonstriert. In Leipzig zogen rund 400 Menschen durch die Innen- und Südvorstadt und forderten unter anderem „ein Ende der Sparpolitik“.

 

Leipzig. Es sollte ein Rundumschlag gegen sämtliche Missstände im deutschen Bildungssystem werden: In sechs deutschen Städten – Frankfurt, Jena, Köln, Landau, Lüneburg und Leipzig – versammelten sich am Mittwoch Schüler, Studenten und Lehrkräfte zu Demonstrationen. Unter dem Motto „Lernfabriken meutern!“ zogen die Protestler durch ihre Städte, machten mit Bannern, Fahnen und viel Lärm auf sich aufmerksam. 

 

Rund 400 Teilnehmer in Leipzig


In Leipzig trafen sich die Demonstranten gegen 11 Uhr auf dem Augustusplatz. Bei der Anmeldung waren vorsorglich 1000 Teilnehmer angegeben worden, letztlich kamen knapp 400 Personen zusammen, ein Großteil davon Schüler zwischen 14 und 18 Jahren. Tatsächlich „gemeutert“ wurde zwar nicht – dafür wurde jedoch lautstarke Kritik an den „Lernfabriken“ geäußert.

 

So gab es mehrfach Forderungen nach besserer Bezahlung von Lehrkräften, weniger befristeten Arbeitsverträgen und dem Ende notwendiger Finanzhilfen für Universitäten durch private Unternehmen – kurzum: „Ein Ende der Sparpolitik.“ Sachsens Finanzminister Georg Unland (CDU) hätte mit seiner Forderung nach einem weiteren Stellenabbau im öffentlichen Dienst erst einen Tag zuvor „eine Steilvorlage für diesen Protest geliefert“.

 

Weiterhin richtete sich die Demonstration gegen „Sanktionsmechanismen“ wie Studiengebühren und Zulassungsbeschränkungen an Hochschulen, gegen einen permanenten Leistungsdruck („Wir wollen kein Bildungssystem, welches immer mehr Verlierer produziert.“) sowie die „frühe Selektion“ der Schüler, die bereits mit Abschluss der Grundschule stattfinde und „sich unter anderem nach dem Bildungsgrad und dem Einkommen der Eltern, der Herkunft oder dem Geschlecht“ richte. 

 

Folgeveranstaltungen am Donnerstag


Die Protestroute führte durch die Innenstadt zum Markt, von dort aus zum Wilhelm-Leuschner-Platz und über die Karl-Liebknecht-, Arthur-Hofmann- und Nürnberger Straße zurück zum Augustusplatz. Zur Abschlussverkündung um 14 Uhr, die von den Auftritten zweier Schülerbands begleitet wurde, war die Menge bereits auf rund 150 Personen zusammengeschrumpft.

 

Dort wurden die Forderungen nochmals wiederholt sowie auf zwei Folgeveranstaltungen aufmerksam gemacht: Am Donnerstag wirft die Mittelbauinitiative der Uni Leipzig um 16.30 Uhr im Hörsaal 10 einen kritischen Blick auf Karrieremöglichkeiten an der Hochschule, 18 Uhr folgt im Innenhof des Campus eine Diskussionsrunde über die Zukunft des Protestbewegung „Lernfabriken meutern“.

 

Von Christian Neffe