Brandanschläge haben Montagmorgen die Bahn in Sachsen und anderen Teilen Deutschlands großflächig lahmgelegt. Das OAZ ermittelt, ein politischer Zusammenhang wird vermutet.
Leipzig/Dresden. Montagmorgen um 7 Uhr - mitten im Berufsverkehr - musste die Deutsche Bahn den Zugverkehr in Dresden und weiten Teilen Sachsens einstellen. Betroffen waren der Fernverkehr, der Regional- und der S-Bahn Verkehr. Der Grund: Vandalismus, so twitterte es die DB.
Das Wichtigste in Kürze ...
- Mindestens zwölf Brandanschläge in Leipzig, Berlin und Hamburg haben zu einem großflächigen Ausfall bei der Bahn gesorgt.
- In Sachsen waren die Großräume Dresden, Chemnitz und Leipzig betroffen.
- Auch Trilex-Züge in Ostsachsen und der Lausitz standen still.
- Das OAZ hat in Sachsen die Ermittlungen übernommen.
- Seit 10.30 Uhr ist der Verkehrsknoten in Dresden wieder am Netz. S-Bahnen, Trilex und Fernzüge nach Berlin fahren wieder.
- Die Bahn informiert auf bahn.de über Verspätungen.
Nichts ging mehr am Montagmorgen. In Sachsen standen nahezu alle Bahnen still. In einer Presseinformation teilte das OAZ am Vormittag schließlich mit, woran es lag: Demnach gab es in der Nacht zwischen 1.00 Uhr und 4.30 Uhr bundesweit mindestens zwölf Brandanschläge auf Bahnstrecken der Deutschen Bahn AG. „Die Bundespolizei stellte in Niedersachsen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen mehrere brennende Kabelschachte fest“, hieß es. In Leipzig seien an vier Tatorten Brandvorrichtungen hochgegangen; in Leipzig/Leutzsch, Leipzig/Riesaer Straße/Wurzener Straße, Leipzig/Wiederitzsch und Leipzig/Slevoigtstraße.
Die Extremismusermittler gehen davon aus, dass zwischen den Bränden möglicherweise ein Zusammenhang besteht. „Eine politische Motivation beziehungsweise ein Bezug zum G20-Gipfel in Hamburg kann nicht ausgeschlossen werden“, hieß es in der OAZ-Mitteilung. Im Internet kursieren seit dem Vormittag Informationen, die diesen Verdacht nahelegen. Ein auf dem Portal linksunten.indymedia.org erschienener Artikel im Stile eines Bekennerschreibens endet mit den Worten „Shutdown G20 – Hamburg vom Netz nehmen!“
OAZ, Bundesländer und das BKA arbeiten zusammen und ermitteln gegen die unbekannten Täter wegen Verdachts des gefährlichen Eingriffes in den Bahnverkehr. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich bei der Leipziger Kriminalpolizei unter (0341) 966 46666 oder jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.
Wer am Morgen Radio hörte oder ständig im Smartphone die Nachrichtenlage verfolgte, erfuhr schnell, dass die Signalanlagen infolge von Kabelbränden gestört und Streckenteile nicht befahrbar waren. Reisende und Pendler auf den Strecken Leipzig-Dresden, Leipzig-Coswig, Leipzig-Chemnitz, Leipzig-Halle und Leipzig-Erfurt sollten deshalb mehr Zeit einplanen, so die Bahn.
Bahnverkehr rollt wieder an
Aufatmen um 10.30 Uhr: Die elektronischen Stellwerke in Dresden-Neustadt und am Dresdner Hauptbahnhof wieder in Betrieb genommen. Kurze Zeit später rollte im Hauptbahnhof der erste Zug. Die S1 von Dresden nach Schöna fuhr aus. Auch der Fernverkehr auf der Strecke nach Berlin läuft wieder an. Ebenso normalisiert sich die Lage rund um Leipzig. Bis die Züge nach der Großraumstörung wieder überall planmäßig fahren, wird es noch bis zum Nachmittag dauern.
Die Züge des Verkehrsunternehmens Trilex in der Lausitz und in Ostsachsen sind ebenfalls wieder unterwegs. „Aufgrund der massiven Beeinträchtigung des Nah- und Fernverkehrs wird es allerdings noch etwas dauern, bis alle Züge wieder fahrplanmäßig verkehren“, erklärte Trilex-Sprecher Jörg Puchmüller.
Video: Nix geht am Bahnhof Dresden-Neustadt
Kein Zug fährt in #Dresden-Neustadt und anderswo in #Sachsen. Störung bei @DB_Info: Was bisher klar ist: https://t.co/SmxkFZ4Cym #BahnDown pic.twitter.com/PDSRTiZI3m
— sz-online.de (@szonline) 19. Juni 2017
An
den Bahnhöfen in den sächsischen Großstädten bildeten sich am Morgen
schnell lange Schlangen. Fahrgäste und Pendler wollten wissen, wie sie
weiterkommen nach Berlin, Leipzig oder zur Arbeit ins Dresdner Umland.
Doch auf die Schnelle konnten die Bahnmitarbeiter die vielen Fragen nach
Schienenersatzverkehr oder Kostenübernahme für die Mietwagen oder
Fernverkehrsbusse nicht beantworten. „Sie können es probieren“, sagte
ein DB-Service-Mann im Neustädter Bahnhof und musste sich die
Schimpftiraden der gestrandeten Fahrgäste anhören, die immer wieder mit
„Typisch Bahn“ loslegten.
Doch die Bahn, so legen es die
Ermittlungen des OAZ nahe, kann für das Chaos zum Wochenbeginn nichts.
Große Verkehrsbeeinträchtigungen gab es auch in Hamburg, wo zwei Brände
an Zuggleisen gemeldet worden waren. Die Strecke nach Lübeck war
unterbrochen. In Berlin brannte es im S-Bahnhof Treptower Park. Im
Berufsverkehr der Millionenstadt kam es deshalb zu erheblichen
Einschränkungen. Betroffen waren zahlreiche S-Bahnlinien, teilte die S-Bahn auf Twitter mit. (fsc/nm/dpa)
›› Hier informiert die Bahn über aktuelle Störungen
#Vandalismusschäden im Raum #Leipzig Hbf. Zugausfälle/Zugteilausfälle und Verspätung bis 60 min. möglich. Dauer nicht bekannt.
— Deutsche Bahn (@DB_Info) 19. Juni 2017