Hamburg, Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen: Bahnkunden erleben derzeit in vielen Regionen Chaos. Grund sind erhebliche Schäden durch Kabelbrände. Nun ermitteln Extremismusexperten der Polizei.
Im Bahnverkehr kommt es durch Vandalismus in mehreren Regionen zu Beeinträchtigungen. Betroffen waren unter anderem Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und Bad Bevensen in Niedersachsen. Auffällig ist, dass sich die Arten der Zerstörungen gleichen: Es soll sich in insgesamt 13 Fällen um Kabelbrände handeln, die Störungen an Signalanlagen ausgelöst haben.
Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die Täter dem extremistischen Spektrum angehören könnten. Die Ermittler vermuten, dass zwischen den Anschlägen ein Zusammenhang besteht. Der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der Polizei in den Ländern nahm die Ermittlungen auf.
Zwar käme es bei hohen Temperaturen bisweilen ohne Fremdeinwirkung zu Kabelbränden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Berlin. Da das Feuer in der Hauptstadt jedoch gegen 3.25 Uhr entdeckt worden sei, sei das eher unwahrscheinlich.
Ein Sprecher der Berliner Polizei bestätigte, dass es sich möglicherweise um politisch motivierte Taten handele. Darauf deute unter anderem die Vielzahl ähnlicher Vorfälle innerhalb kürzester Zeit. Bislang liege dem Staatsschutz jedoch kein Bekennerschreiben vor.
Die Lage in den einzelnen Regionen im Überblick:
- Gleich mehrere Kabelbrände haben am Morgen erhebliche Behinderungen im Bahnverkehr Großraum Leipzig-Dresden-Chemnitz sowie Halle an der Saale verursacht. Betroffen sind nach Angaben der Deutschen Bahn sowohl der Fern- als auch der Regional- und S-Bahn-Verkehr. Grund dafür sind laut Bundespolizei vier Kabelbrände im Großraum Leipzig. In Sachsen ist laut Bundespolizei das Operative Abwehrzentrum (OAZ) eingeschaltet, das für politische Straftaten zuständig ist. "In einigen Fällen konnten Brandvorrichtungen unschädlich gemacht werden, bevor sie Schaden anrichteten", sagte ein Polizeisprecher. Zudem sei mit einem Hubschrauber aus der Luft nach weiteren Brandorten gesucht worden.
- Nach Angaben der Bahn müssen Reisende und Pendler auf den Strecken Leipzig-Dresden, Leipzig-Coswig, Leipzig-Chemnitz, Leipzig-Halle und Leipzig-Erfurt mehr Zeit einplanen. Fernverkehrszüge würden umgeleitet. Auf den Regional- und S-Bahn-Strecken müsse mit deutlichen Verspätungen gerechnet werden. Wegen defekter Signalanlagen seien Streckenteile nicht befahrbar. Die Bahn bemüht sich nach eigenen Angaben um Ersatzverkehr durch Busse.
- In Hamburg prüft der Staatsschutz nach zwei Bränden an Zuggleisen, ob es sich um einen politisch motivierten Anschlag handelt. In der Nacht zum Montag hätten im Stadtteil Eidelstedt und im Bereich Höltigbaum Kabel neben den Gleisen gebrannt, sagte ein Polizeisprecher.
- Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte, der Zugverkehr auf der Strecke Hamburg-Lübeck sei zwischen Rahlstedt und Ahrensburg unterbrochen. Am 7. und 8. Juli treffen sich beim G20-Gipfel Staats- und Regierungschefs aus den führenden Industrie- und Schwellenländern sowie Vertreter der EU in Hamburg. Im Vorfeld des Gipfels hatten Linksextremisten wiederholt Aktionen und Anschläge angekündigt.
- Auch zwischen Bochum und Dortmund müssen Bahnpendler mit Zugverspätungen rechnen. Der Grund sei ein Brand in einem Kabelschacht in Dortmund, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Nach ersten Erkenntnissen der Beamten hatten Unbekannte in der Nacht die Kabel vermutlich mit Brandbeschleuniger angezündet. Betroffen von den Einschränkungen sind nach Angaben der Deutschen Bahn die Linien RE1, RE6 und RE11. Zwischen Dortmund und Bochum komme es zu Verspätungen zwischen zehn und 15 Minuten in beiden Richtungen.
- Ein Kabelbrand hat auch den Berliner S-Bahnhof Treptower Park weitgehend lahmgelegt. Im Berufsverkehr kommt es zu erheblichen Einschränkungen. Betroffen sind die Linien S41, S42, S8, S85 und S9, wie die S-Bahn auf ihrer Internetseite mitteilte. Das Unternehmen empfiehlt, den Bahnhof weiträumig zu umfahren.
Die Deutsche Bahn informiert auf ihrer Internetseite über Verkehrsbehinderungen im Zugverkehr.
wit/mxw/dpa/AFP