Düsseldorf. Elf Wagen fuhren bei der Demonstration zum Christopher Street Day mit, 20 Fußgruppen hatten sich angemeldet. Bei aller Partylaune geht es den meisten Teilnehmern hier vorrangig um ein politisches Statement.
Von Paul Nachtwey
Dass sich so viele Menschen an der Demonstration beteiligen und für Gleichberechtigung kämpfen, findet Jana Hansjürgen, die das Düsseldorfer Jugendzentrum "PULS" leitet, großartig. Die Besucher des Jugendzentrums, das für junge Lesben, Schwule, Bi-, und Transsexuelle offen steht, seien heute gemeinsam mit vielen anderen Gruppen auf der Straße, die sich sonst nicht explizit für Schwule und Lesben einsetzen, so Hansjürgen. "Alle Düsseldorfer Jugendlichen sind hier vereint", sagt sie und freut sich.
Wie auch in den letzten Jahren ist die Stimmung auf der Demonstration ausgelassen. Bei heißen 31 Grad laufen die rund 1000 Teilnehmer vom DGB-Haus auf der Friedrich-Ebert-Straße bis zum Johannes-Rau-Platz. Wie gewohnt können sie sich dabei auf mehr als eine gewöhnliche Demonstration freuen. Laute Musik von den Wagen und tanzende Fußgruppen gehören wieder zum Christopher Street Day (CSD). Viele Ballons und Regenbogenfahnen erzeugen vor dem wolkenlosen Himmel eine farbenfrohe Kulisse, die Demonstration schillert in allen Farben. Besonders viel Aufmerksamkeit erhalten die extravaganten Kostüme und Kleider der aufwendig geschminkten Travestie-Künstler.
Viele Teilnehmer haben mit großem Aufwand humorvolle Plakate und Banner gemalt: "Liebe Medien, das ist keine Schwulendemo, hier sind auch Lesben!", ist zum Beispiel auf einem Plakat zu lesen. Wie gewohnt ist der Umzug nicht so groß wie in Köln oder Berlin, wo die größten CSD-Paraden zu Hause sind. Aber auch der Düsseldorfer CSD kann sich sehen lassen: Elf Wagen fahren mit, angemeldet haben sich außerdem etwa 20 Fußgruppen. Auch Heribert Welsing aus Düsseldorf hat sich mit seiner Frau Zeit genommen, um den Demonstrationszug anzuschauen: "Die Neugierde hat uns hergeführt", erzählt er. Bislang habe er den CSD nur aus dem Fernsehen gekannt. Sein erster Eindruck sei positiv: "Ich glaube, man spürt hier die Lebensfreude", berichtet er und erklärt: "Ich befürworte das!" Wenn er hört, dass in anderen Teilen der Welt Homosexuelle noch immer mit Peitschenhieben bestraft werden, dann tut ihm das weh.
Der globale Einsatz für Gleichberechtigung ist vielen wichtig. Judith Proietto, die mit Amnesty International am Düsseldorfer Christopher Street Day teilnimmt, möchte auf die Situation in Tschetschenien aufmerksam machen. "Dort werden Schwule systematisch festgenommen, verhört und gefoltert", berichtet sie. "Es ist wichtig, dass wir heute zeigen, dass wir diese Tatsache nicht so hinnehmen."
Auch das diesjährige Motto "Geht nicht - gibt's nicht" ist politisch zu verstehen. Es sei peinlich, dass heute immer noch für die gesetzliche Gleichstellung homosexueller Paare demonstriert werden müsse, findet Betti Tielker, die den CSD mitorganisiert hat. Deutschland solle sich ein Beispiel an Ländern wie Spanien oder Irland nehmen, wo die gleichgeschlechtliche Ehe gesetzlich erlaubt ist. Das Motto sei eine Reaktion auf die Politik, die die Gesetzeslage nicht verändert. "Wir demonstrieren hier heute für Vielfalt, für die Gleichheit aller Menschen!"