Ein Großeinsatz der baskischen Polizei fand gestern in der Hauptstadt Gasteiz-Vitoria statt. Es ging um den besetzten Gebäudekomplex Errekaleor im Süden der Stadt. Dort wurden bereits vor unbestimmter Zeit mehrere leerstehende Gebäude besetzt. Sie sind Eigentum der Stadt und werden seither selbstverwaltet.
Doch ging es der Polizei in diesem Fall nicht um Räumung, das SEK war gekommen als Eskorte für die Bediensteten eines Strommultis, ihre Aufgabe war es, den Besetzer*innen den Strom abzudrehen, den diese vergesellschaftet hatten. Den schwerbewaffneten Ertzaintza-Trupps stand am Eingang die komplette Belegschaft von Errekaleor gegenüber, immerhin 150 Personen leben in den verschiedenen Gebäuden, deren vorige Bewohner*innen von der Stadt umgesiedelt worden waren, um den Komplex anschließend abreißen und neu bebauen zu lassen. Die Bewohner*innen versuchten den Eingriff zu verhindern, indem sie sich anketteten. In der Folge gab es verschiedene Personalien-Feststellungen und drei Verhaftungen.
Der polizeilichen Intervention zugrunde lag eine Anzeige des baskischen Industrie-Senats, die aufgrund der alegal installierten Stromleitungen eine Gefahr für die Nachbarschaft sah. Bereist vor zwei Jahren soll es in einem der Gebäude zu einem Brand gekommen sein, bei dem drei Hunde verbrannten, so die regierungsnahe Presse. „Mit Sicherheit wird nicht gespielt“, hieß es von Seiten der Stadtverwaltung, in Händen der konservativen PNV und der sozialdemokratischen PSOE, aktuell auf allen Ebenen die im Baskenland vorherrschende Koalitionsvariante.
Von 9:45 bis 16:30 dauerte der Einsatz mit einer großen Anzahl von Polizeiwannen und Schlagkräften. Der Verlust durch den kostenlosen Strom steht sicher in keinem Verhältnis mit den Einsatzkosten. Nicht bekannt ist, ob die Aktion der Stromkappung auch zu einer beiläufigen Bestandsaufnahme diente, was sich in den Häusern abspielt.
Nicht alle im Stadtparlament vertretenen Gruppen waren einverstanden mit der polizeilichen Intervention. Die abertzale EH Bildu- und die beiden Podemos-Fraktionen forderten eine Erklärung des Bürgermeisters, sie sprachen von einer „versteckten Räumung“.
Für den Abend mobilisierten die Besetzer*innen zu einer Demontration, um gegen den Stromabschnitt zu protestieren. Sie stellen ihr kollektiv-okölogisches Projekt vor auf der Webseite www.errekaleorbizirik.org (übersetzt: Errekaleor lebt). Die Publikation ist zwar in baskischer Sprache, doch die vielen Fotos in der Galeria sprechen für sich.
Letzte Nachricht: Bei einer Pressekonferenz am Morgen (19.5.) hat der Bürgermeister von Gasteiz die Polizeiaktion als „korrekt, gerechtfertigt und notwendig“ bezeichnet. Absicht der Verwaltung sei es, den Errekaleor-Komplex abreißen zu lassen, um „den grünen Gürtel“ der Stadt zu erweitern. (Red.Baskinfo)
http://baskinfo.blogspot.com.es/2017/05/kein-strom-den-besetzerinnen.html