Nach den Ausschreitungen in Karlsruhe will der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Ermittlungsverfahren gegen beide Vereine einleiten. Zunächst werden Dynamo Dresden und der Karlsruher SC zu einer Stellungnahme zu den Ereignissen vor und im Stadion aufgefordert. Sobald diese und weitere Materialien ausgewertet sind, wird über das weitere Vorgehen entschieden.
Der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, Hans E. Lorenz, sagte der Tageszeitung "Die Welt", dass die Kriegsrhetorik und die Militär-Outfits beim Strafmaß eine Rollen spielen könnten.
Dieser militärische Anstrich ist eine neue Komponente, die wir in unsere Überlegungen einzubeziehen haben.
Hans E. Lorenz Vorsitzender DFB-Sportgericht
DFB-Vizepräsident Rainer Koch kündigte an, dass der Fall Dynamo Dresden auf die Tagesordnung der nächsten Präsidiumssitzung am Freitag gesetzt werde. Thema sei die "neue Qualität" der Vorfälle.
Dynamo: "Vorkommnisse waren ein Rückschlag"
"Gewalt, Kriegsrhetorik & Panzer auf Zaunfahnen? Die SGD ist stark und ruhmreich. Aber ganz gewiss nicht so." So kommentierte Dynamo Dresden noch am Sonntagabend die Vorkommnisse in Karlsruhe. Am Montag entschuldigte sich der Verein in einer öffentlichen Stellungnahme. Darin heißt es, dass die "Verfehlungen aus den Reihen der 2.004 mitgereisten Dynamo-Fans" in den kommenden Tagen analysiert und aufgearbeitet werden sollen.
Wir distanzieren uns als Verein klar von jeder Form von Gewalt und verurteilen auch Spruchbänder, die dazu aufrufen.
Ralf Minge Sportgeschäftsführer Dynamo Dresden
Gewalt, Kriegsrhetorik & Panzer auf Zaunfahnen? Die SGD ist stark und ruhmreich. Aber ganz gewiss nicht so. #ForzaDynamo #sgd1953
— SG Dynamo Dresden (@DynamoDresden) 14. Mai 2017
Dynamo-Geschäftsführer Michael Born hatte sich am Sonntag noch zurückhaltend geäußert. Er sagte MDR SACHSEN, man müsse zunächst die Lage analysieren. Einerseits habe es beeindruckende Fan-Aktionen gegeben. Es seien aber auch Aktionen dabei gewesen, die "eindeutig zu weit gehen". Dass 21 Ordner verletzt wurden, wollte Born vorerst nicht bestätigen. Er sei vor Ort gewesen und habe das nicht gesehen. Sobald klar sei, was wirklich vorgefallen ist, werde Dynamo Dresden Konsequenzen ziehen. Diese sollen "nachhaltige Wirksamkeit entfalten, aber gleichzeitig nicht zu einer weiteren Eskalation beitragen", so Born am Montag.
Die Vorkommnisse in Karlsruhe waren auf unserem Weg zweifelsohne ein Rückschlag.
Michael Born Dynamo-Geschäftsführer
Der Präsident des Karlsruher SC, Ingo Wellenreuther, kritisierte am Montag das Verhalten der Dynamo-Fans beim Zweitliga-Spiel. Das habe seiner Meinung nach nichts mit Fußball zu tun.
Man kann sich auch die Frage stellen, ob solche paramilitärischen Aufmärsche überhaupt geduldet werden dürfen von staatlicher Seite.
Ingo Wellenreuther Präsident des Karlsruher SC
Rund 1.500 Dynamo-Anhänger waren nach Polizeiangaben in Tarn-Montur als "Football-Army" nach Karlsruhe gereist. Angeführt wurde der Zug von mehreren Trommlern. Zudem entrollten sie ein Banner mit der Aufschrift "Krieg dem DFB". Feuerwerkskörper flogen - auch gezielt in Richtung Polizei.
Anschließend wurden in einer offenbar koordinierten Aktion die im Stadion eingesetzten Ordner überannt. So konnten viele Personen unkontrolliert in den Gästeblock gelangen. Zudem wurden Imbissstände im Stadion geplündert. Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Im Stadion selbst wurden im Dresdner Fanblock mehrfach Feuerwerkskörper und Bengalos gezündet. Es wurden auch Schals und eine Fahne des Karlsruher SC verbrannt.
Bei den Ausschreitungen im Umfeld des Spiels wurden laut Polizei 36 Beamte und Ordner durch Dynamo-Anhänger verletzt. Der Rückmarsch aus dem Stadion nach Spielende verlief dann ohne weitere Zwischenfälle.