Gestern vor einem Jahr wurden die Räumlichkeiten der Rathausgasse 6 in Bonn besetzt. Wie viele Wissen wurde das Liz jedoch im Januar geräumt. Anlässlich des Jahrestag ließen es sich AktivistInnen gestern Abend nicht nehmen die Geburtstagsparty in den nach wie vor leer stehenden Räumen der Rathausgasse 6 zu feiern.
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10. Mai 2017- seid gestern Abend überschlugen sich die Ereignisse. Um 20 Uhr startete im Hörsaal 17 der Uni Bonn die Podiumsdiskussion „Umkämpfte Stadtentwicklung“. Ins Leben gerufen wurde diese offene Diskussionsrunde von einem breiten Büdnis welches sich für eine Bürgerbeteilung von Unten einsetzt. Neben VertreterInnen der Gruppe Liz waren fünf weitere ReferentInnen bezüglich des Themas Städtepolitik vertreten. Ließen
(https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/KW38W/podiumsdiskussion-u...).
Auch wurden VertreterInnen der Stadt Bonn sowie des Bürgerbeitilungsverfahren Zebralog geladen. Beide hatten allerdings keine Zeit.
Pünktlich um 20 Uhr begrüßte die Moderatorin die geladenen ReferentInnen und einen mit ca. 80 Leuten gefüllten Hörsaal. Zwei Stunden lang wurden die Ideen und Vorstellung zum Thema „Wem gehört die Stadt?“ und „Wie können wir uns diese wieder nehmen?“ diskutiert. Die Vertreterinnen der PlanBude aus Hamburg habe hierzu viele anschauliche sowie inspirierende Beiträge gebracht. Denn dort wo wir in Bonn aktuell nur von einer Scheinbeteiligung durch das Beteiligungsverfahren der Stadt, ausgeführt durch Zebralog, sprechen können, gelang es den Menschen auf und um St. Pauli Stadtentwicklung tatsächlich von Unten mit zu gestalten. Etwas „hitzig“ wurde es als sich das Publikum bzw. die AnwohnerInnen des Viktoriakarrees meldeten um deutlich zu machen das es auch in „Ihrem“ Viertel viel kreativer Protest statt gefunden hat.
Bürgerinnen und Bürger mit einem Beteilungsverfahren angeleitet durch Zebralog „ruhig zu stellen“ hat an dieser Stelle bedauerlicherweise funktioniert.
Clara Arnold vom Nachbarschafts e.V. machte an dieser Stelle auch noch mal sehr deutlich, dass ihnen nachdem Zebralog und die Bürgerwerkstatt ins Leben gerufen wurde die „öffentliche Masse“ leider etwas zu ruhig, zu „befriedigt“ gewesen wäre. „Die Menschen sind zufrieden damit, wie es ist! Wenn es nach Ihnen geht muss sich im Viertel nichts verändern.“ war ein Beitrag aus dem Publikum. Was natürlich die Frage aufwirft, wie viel Aktivität an diesem Punkt der Geschichte ums Viktoriakarree noch von Nöten ist.
Natürlich hat sich im vergangenen Jahr einiges verändert. Der Bau einer neuen Shoppingmall wurde verhindert und Leerstände werden- wenn auch zu viel zu hoch angesetzten Mieten- wieder Zwischen vermietet. Geflüchtete haben neue Wohnraum zur Verfügung gestellt bekommen, und für alle die doch noch etwas mehr zum Ganzen beitragen wollen, gibt es ja die Bürgerwerkstatt in der Rathausgasse 8. Da kann Mensch doch nur zufrieden sein, oder!?
Nein. Die Menschen der Gruppe Liz und auch einige der AktivistInnen von Viva Viktoria und des Nachbarschafts e.V. sind nicht zufrieden! So wurde eine neue Gruppe gegründet „Viktoria bleibt Viertel“. Hier soll weiter dafür gekämpft werden, dass auch in Bonn eine Stadtentwicklung von Unten möglich wird. Mit echter Beteiligung und vor allem einem langfristigen Plan und somit Sicherheit für die Menschen die im Viertel wohnen und ihre Geschäfte betreiben.
Aber was ist eigentlich mit dem Liz? Gute Frage.Genau vor einem Jahr wurden die Räumlichkeiten in er Rathausgasse 6 besetzt. Für viele Menschen wurde dadurch der Traum eines eigenen Libertären Zentrums in Bonn endlich Wirklichkeit. Acht Monate lang gab es mitten in der Stadt einen Ort an welchem gelacht, geträumt, gestritten aber vor allem einen Ort an dem gemeinsam abseits von Profit Erzeugung gemeinsam etwas geschaffen wurde. Der Ort an welchem Menschen sich in einem unkommerziellen Rahmen treffen, austauschen, streiten, aneinander wachsen und sich ein Stück der freien Welt erkämpfen konnten wurde vor ungefähr 3 Monaten geräumt. Für einige wurde mit diesem Akt der Repression ein „Schandfleck“ in der Innenstadt beseitigt. Doch für so viel mehr Menschen wurde der lang erkämpfte Freiraum, ein Ort an dem sie abseits der sogenannten „Norm“ sie selbst sein konnten, abgeschafft.
Da wir uns ein Jahr später nicht traurig mit einem Transpi vor die alten, noch immer Leerstehenden Räumlichkeiten stellen wollten, haben wir kurzerhand beschlossen „Geburtstag wird im alten Liz Café“ gefeiert. So versammelten sich gestern am 10.05.2017 gegen ca. 22 Uhr ca. 50 Menschen in den alten Liz Räumen um bei Musik, kühlen Getränken und natürlich Kuchen Jahrestag zu feiern.
Zur Feier des Tages haben wir es uns dann auch nicht nehmen lassen die Räume in der ersten Etage kurzfristig zu besetzten. Wiedereinmal ist es uns gelungen Leerstand im Viktoriakaree für 12 Stunde mit Leben zu füllen. Die Resonanz der Anwesenden und der schnelle Support vor Ort hat uns gezeigt, dass es in Bonn nach wie vor den Bedarf eines Libertären Zentrums, einem Freiraum seitens der Alltagsdiskriminierung und Mainstream, gibt.
Auch ohne festen Raum arbeiten wir weiter und geben unseren Traum vom freien Leben nicht auf. Wir werden weiter Stadtentwicklung von Unten auf unsere Art umsetzen und ein Teil der anstehenden Prozesse bleiben. Denn auf die Fragen „Wem gehört die Stadt?“ gibt es nur eine Antwort- UNS ALLEN!
Happy Liz-Geburtstag an alle die die den Traum vom schönen Leben noch nicht aufgegeben haben!