Kein Antifaschismus ohne Feminismus

Erstveröffentlicht: 
10.05.2017

Am Wochenende vom 12. bis zum 14. Mai findet in Potsdam der F_Antifa Kongress statt

 

»Antifaschismus ohne Feminismus wird nix. Feminismus ohne Antifaschismus läuft nicht« lautet das Motto des vom 12. bis 14. Mai in Potsdam stattfindenden F_Antifa Kongresses. Nun könnte man meinen, dass Feminismus ohnehin zentraler Bestandteil von Antifa-Arbeit ist, wozu also extra ein Kongress? Für die f_antifa brandenburg (fabb), die auf dem Kongress einen Workshop zum Thema »Feministische Antifapolitik abseits der Großstadt« anbietet, gibt es bei diesem Thema eine Menge Nachholbedarf: »Zumindest in der Theorie schreiben sich die meisten Antifa-Gruppen auch Feminismus und Anti-Sexismus auf die Fahne. In der Praxis haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen«, so die fabb im Gespräch mit »nd«.

 

So orientiere sich auch in der Linken die Aufgabenverteilung oft an klassischen Stereotypen. Meist seien es weiblich sozialisierte Aktivist*innen, die Care-Arbeiten wie Putzen, Kochen oder Moderieren übernehmen und von Aktionen, die als gefährlicher eingestuft werden, ausgeschlossen würden. Auch sei es wichtig, dass sich mehr Menschen als die Betroffenen mit dem Thema Antisexismus auseinandersetzen und politisch arbeiten: »Wir würden uns wünschen, dass sich mehr Cis-Männer innerhalb von Antifa-Strukturen mit kritischer Männlichkeit auseinandersetzen und ihr eigenes Verhalten hinterfragen, statt das Problem ausschließlich bei anderen wie zum Beispiel der AfD oder christlichen Fundamentalist_innen zu suchen«, meint die fabb.

 

Besonderen Wert legen die Aktivist_innen dabei auf den praktischen Bezug. Empowerment sei in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort: »Wir haben die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, einen Raum zu haben, um sich über erlebten Sexismus auszutauschen. Diese Erfahrung wollen wir an Andere weitergeben.« Dafür organisiert die fabb unter anderem eine Reihe von Workshops, hauptsächlich in brandenburgischen Städten. »Gerade für Jüngere ist wichtig, Vorbilder zu haben und zu sehen, dass auch FLTI*s Macher*innen von Antifa-Arbeit sind.«

 

Auf dem Kongress konzentriert sich die f_antifa brandenburg inhaltlich vor allem auf Räume abseits der Großstadt. Da gerade in in ländlichen Strukturen die Auseinandersetzung mit Sexismus oft als Nebenthema und Luxusproblem wahrgenommen werde, sei es dort besonders wichtig, Raum für feministische Kämpfe zu schaffen. Ein gutes Beispiel dafür sei die Durchsetzung von Hausverboten aufgrund von übergriffigem Verhalten. Dies sei in Kleinstädten sehr viel schwieriger: »Wenn der Kreis an politisch aktiven Leuten überschaubar ist, ist die Angst groß, Menschen zu vergraulen. Und ein Ausschluss aus dem einzigen Projekt im Ort bedeutet dann automatisch auch einen Ausschluss aus der ganzen Szene. Leute müssen darin bestärkt werden, trotzdem an dem Konzept von Definitionsmacht festzuhalten und gleichzeitig eigene Lösungen zu finden.«

 

Der F_Antifa Kongress an diesem Wochenende bietet Raum, an solchen Lösungen zu arbeiten. Neben verschiedenen Workshops zu Themen wie dem Zugang geflüchteter Frauen zu politischen Strukturen, kritischen Männlich*keiten oder feministischer Anti-Knast-Arbeit, wird es dort auch ein buntes Nebenprogramm mit einer Graffiti-Mitmach-Wand, einem queeren Kurzfilmfestival und vielen anderen Aktionen geben. Das wichtigste sei dabei, »dass Antifa und Feminismus mehr zusammen gedacht werden«, so die fabb.