Trotz Dauerregen: gute Stimmung und Konfettiregen im antikapitalistischen Block +++ Zwischen 700 und 900 TeilnehmerInnen auf revolutionärer Demo +++ großes Polizeiaufgebot und kleinere Rangeleien +++ Farbangriff und Choreo gegen Commerzbank +++ Pyrotechnik und Transpiaktionen
Mit dem antikapitalistischen Block auf der DGB-Demo begann der revolutionäre 1.Mai um 10 Uhr auf dem Marienplatz in Stuttgart. Trotz schlechtem Wetter war der Block recht gut besucht und bildete mit durchgängigen Parolen, Konfettikanonen und guter Stimmung den lebendigsten und aktivsten Teil der Demo.
Beim Abschlussfest der DGB-Demo am Marktplatz wurden Transpis gehisst, die zur Beteiligung an der revolutionären Demo im Anschluss aufriefen. Mit einer Spontandemonstration zogen zahlreiche AktivistInnen anschließend direkt weiter, um gemeinsam zum Auftakt der revolutionären 1.Mai Demo am Schlossplatz zu gelangen. Einige Anhänger der rechten Kleinstpartei „Deutsche Mitte“ versuchten sich am Rande der Auftaktkundgebung zu sammeln, wurden von den DemonstrationsteilnehmerInnen aber schnell abgedrängt und schließlich unter Polizeischutz weggeführt.
Mit bis zu 900 Menschen startete die Revolutionäre 1.Mai Demo schließlich mit leichter Verzögerung. Nach wenigen hundert Metern stoppten die Bullen den Demonstrationszug bereits wegen der Länge der Seitentransparente. Nach einigen Rangeleien und Versuchen, die Bullenketten zu durchbrechen, wurde die Route wieder freigegeben, ohne dass die Demo etwas an den Seitentransparenten geändert hätte. Ein Pfeffersprayeinsatz forderte einige leichte Verletzte, der Demostimmung tat der kurze Stopp allerdings gut. Das enorme Aufgebot der Staatsmacht schweisste die Demo nach innen zusammen und bestärkte das kämpferische Auftreten.
Vorbei an einer inzwischen nur noch vereinzelt besuchten DGB-Abschlusskundgebung zog die Demo problemlos zur ersten Zwischenkundgebung.
Im Vorbeiziehen wurde die Filiale der Commerzbank mit einem Regen aus roten Kreppbändern, Farbbeuteln und Pyrotechnik als Symbol des Kapitalismus markiert. Die Commerzbank ist ein Paradebeispiel für die Verstrickung von Banken und bürgerlicher Politik, von Kapitalismus und Krieg. Weltweit vergibt sie Kredite an Kriegstreiber, Diktaturen und Atomwaffenhersteller. Auf dem Höhepunkt der kapitalistischen Krise wurde die Bank 2009 mit etwa 18 Milliarden Euro vom Staat unterstützt.
Die Route führte weiter in Richtung Stuttgart Süd. Zuvor angebrachte Wandplakate von den Revolutionärinnen Clara Zetkin, Ivana Hofmann, und einer vermummten Frau machten deutlich, dass der Frauenkampf ein unverzichtbarer Teil jeder antikapitalistischen und revolutionären Politik ist und jede und jeden von uns betrifft. Daneben zierte ein Transparent mit der Fahne der kurdischen Frauenverteidigungseinheiten YPJ einen Baukran. Die YPJ steht für Frauenbefreiung und einen besonders entschlossenen Kampf gegen den IS in der selbstverwalteten Region Rojava. Anfang März wurden verschiedene kurdische Fahnen und Symbole verboten, darunter auch die der Volksverteidigungskräfte YPG und YPJ, damit soll die kurdische Befreiungsbewegung in der BRD kriminalisiert werden.
Weiter ging es mit reichlich Pyrotechnik und kämpferischer Stimmung durch den Stadtteil Heslach. Nach Abschluss der Demo am Erwin Schöttle Platz blockierte die Demo eine größere Kreuzung. Nach der Rede einer vermummten Aktivistin der Revolutionären Aktion Stuttgart zog ein großer Teil der TeilnehmerInnen unangemeldet weiter bis vor das Linke Zentrum Lilo Herrmann, wo im Anschluss das traditionelle internationalistische Fest stattfinden sollte.
Ein Großaufgebot der Bullen baute sich behelmt und vermummt direkt vor dem Zentrum auf und provozierte die TeilnehmerInnen, die sich dieser Provokation geschlossen entgegenstellten. Die Sponti umzingelte die Cops und konnte sie schließlich verdrängen.
Auf dem Fest konnte man sich mit Infostellwänden über politische offene Treffen informieren. Zudem konnte man sich mit verschiedenen politischen Materialien eindecken. Bühnenprogramm und vegan/vegetarisches Essen sorgte trotz schlechtem Wetter für eine angenehme Atmosphäre.
1.Mai Fazit in Stuttgart
Der antikapitalistische Block ist mittlerweile zu einem wichtigen Bestandteil auf der DGB Demo geworden. Nicht nur klare Forderungen, sondern auch ein entschlossenes Auftreten tragen einen wichtigen klassenkämpferischen Ausdruck auf die sonst eher undynamische und politisch wenig aussagekräftige DGB-Demo.
Dieses Jahr konnten mit einer vielseitigen Mobilisierung wieder mehr Leute auf die revolutionäre 1. Mai Demo mobilisiert werden – und das sogar ohne Festnahmen. In Redebeiträgen wurden die verschiedenen Bereiche revolutionärer Politik aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgegriffen: kämpferische Gewerkschaftsarbeit, internationale Solidarität, Proteste gegen den G20-Gipfel, der Kampf in Rojava, antifaschistischer Kampf, die neuen Produktionsformen des Kapitalismus, Gentrifizierung, revolutionäre Geschichte und Organisierung. Ein an diesem Tag angemessener Rundumschlag.
Trotz martialischem Polizeiaufgebot und einem Dauerspalier von Beginn der Demo an, gab es gute und vielseitige Aktionen, bei der die Demo solidarisch zusammenstand. So konnte ein breites Spektrum an GenossInnen passend zum ersten Mai einen kollektiven revolutionären Ausdruck auf die Straße tragen. In Stuttgart ist die militärische Übermacht der Cops keine Besonderheit. Einen Umgang damit zu finden, der uns nicht aufreibt, sondern zum kämpfen motiviert, ist die Herausforderung, die gerade am 1. Mai immer wieder zu meistern ist.
Revolutionäre Politik muss lebendig und kämpferisch bleiben!
Der Kampf geht weiter
Auch in Zukunft wird der Kampf für eine solidarische Gesellschaft wichtiger. Die antikapitalistische Bewegung muss es schaffen, klare fortschrittliche Alternativen gegen die kapitalistische Krise aufzuzeigen, sie zu organisieren und den Keim einer anderen Gesellschaft zu leben. Unsere Erfahrungen aus den verschiedenen Kämpfen der politischen Widerstandsbewegungen gilt es in einer umfassenden antikapitalistischen Politik zusammenzuführen!
Für die Erweiterung unserer Erfahrungen wird uns das Jahr 2017 noch einige Anlässe bringen, die kämpferische revolutionäre Aktionen fordern:
3. Juni TDDZ- Deutschlands größten Naziaufmarsch in Karlsruhe verhindern!
7. Juli: Massenwiderstand gegen das G20 Gipfeltreffen in Hamburg
September: Den Reaktionären den Wahlkampf vermiesen!