Kritik des Rechtsrucks - Wie sie geht und wie nicht
Dass Flüchtlinge uns die Arbeitsplätze wegnehmen, leuchtet nicht nur bekennenden AfD-Anhängern ein, sondern auch nicht wenigen, die sich von Rassismus und Nationalismus distanzieren. Dass es sich um eine ungehörige, also rassistische und nationalistische Parole handelt, ist kritischen Menschen dagegen sofort klar. Worin der Nationalismus von AfD und Pegida besteht, wie man ihn kritisiert und was der mit Arbeitsplätzen zu tun hat, ist weniger klar. Einwände weisen in der Regel darauf hin, dass es doch auf dem deutschen Arbeitsmarkt viele offene Stellen gibt, Ausländer hier viel häufiger von Arbeitslosigkeit bedroht sind als Inländer und gelegentlich sogar Arbeitsplätze schaffen. Und das soll AfD-Anhänger überzeugen, die doch in jedem Flüchtling einen Anschlag auf Deutschland sehen? Da ist einiges zu klären. Z.B. auch: Was ist in der Parole eigentlich über die Konkurrenz um Arbeitsplätze ausgesagt? Was hat es mit dem Urteil auf sich, dass Arbeitsplätze allein ein Besitzstand der Inländer sind? Und was wird der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin damit alles vorgeworfen?
In der Diskussion mit und über den aktuell vorherrschenden Nationalismus tun sich einige Fragen auf, die zu klären sind.
Superwahljahr - Volksherrschaft in Hochform
Dabei gibt es in der öffentlichen Debatte einen besonderen Fokus auf die anstehenden Wahlen: Setzt sich die AfD in noch mehr Landtagen durch? Schafft sie es womöglich, entscheidende Teile des Bundestags zu besetzen? Bei dieser ganzen Debatte ist eins als längst selbstverständlich unterstellt: Natürlich ist die Wahl ein gutes Mittel für die Menschen, ihre politischen Auffassungen praktisch werden zu lassen – oder zumindest ein Parteiprogramm zu finden, das nicht ganz so schlimm ist wie die anderen. Dabei könnte man schon stutzig dabei werden, dass die Politiker es offensichtlich für nötig halten, dafür zu werben, dass die Leute auch zur Wahl gehen und ein großes Problem damit haben, wenn größere Teile „politikverdrossen“ nicht mehr zur Wahl gehen: Ist es womöglich so, dass die Wähler mit der Wahl den Politikern einen Gefallen tun und nicht umgekehrt? Der aktive Part bei der Wahl, von der Einberufung bis zum Wahlkampf, liegt bei den Politikern, die Wähler sollen dann bloß noch ihre Stimme abgeben. Die Wahl ist das Markenzeichen der Demokratie: Hier wird das Volk nicht einfach von der Staatsgewalt unterdrückt, hier bestimmt es selbst, wer die Staatsgewalt ausübt! Worin besteht sie denn nun, diese vielgelobte „Volkssouveränität“?
Auch in Anbetracht der anstehenden Wahlen tun sich also Fragen auf, die in der öffentlichen Diskussion nicht vorkommen.
Armut, kapitalistische - Eine Säule unserer Wirtschaft
Und wenn dann wieder eine neue Regierung an der Macht ist, steht eins schon heute fest: Diese Gesellschaft kennt die verschiedensten Formen von Armut. Es gibt Armut als öffentlichen Skandal: Herzzerreißende „Einzelschicksale“. Armut als Aufruf zur Solidarität: Alle, die für die „echt Armen“ spenden, dürfen beweisen, wie viele nicht arm dran sind. Armut als Auftrag des Sozialstaats: „Alleinerziehende“ und „Kinderarmut“, „Arbeitslose“ und „Geringbeschäftigte“, „Altersarmut“. Aber es ist ja doch immer ein und dieselbe Einkommensklasse, für die der Staat Vorkehrungen von der Wiege bis zur Bahre trifft: die „Unselbstständigen“. Für ihre „soziale Sicherheit“ lässt der Staat sie zahlen, sodass sie auch deswegen eines ganz sicher ein Leben lang brauchen: „Arbeit“, möglichst gut bezahlt.
Es gilt also auch zu klären: Worin besteht sie, die Armut in dieser Gesellschaft? Und warum gehört sie so selbstverständlich immer dazu?
Inländer / Ausländer / Flüchtlinge - Ein Werk der Gewalt
In Deutschland sind die Meinungen darüber, wie man sich den Ausländern und ganz besonders den Flüchtlingen gegenüber benehmen sollte, geteilt. Gar nicht zur Sprache kommt dabei, dass da Leute als Inländer anderen als Ausländern gegenüberstehen – dieses Verhältnis wird einfach als Selbstverständlichkeit unterstellt. Ein Verhältnis, das sich keiner selbst aussuchen kann, auch die Deutschen nicht, die sich so engagiert in die Rolle des Inländers werfen und die Frage wälzen, was „gute“ oder „richtige“ Deutsche von Ausländern zu halten haben. Eine merkwürdige Selbstverständlichkeit ist das.
Was dieses Verhältnis bedeutet, wollen wir auf unserem Workshop diskutieren: Was ist denn überhaupt die Scheidung von Inländern und Ausländern? Was ist ein Inländer und was steht mit diesem Status schon alles von vornherein über sein Leben fest? Was ist ein Ausländer? Wann, unter welchen Bedingungen und wie bekommen Inländer es überhaupt mit Ausländern zu tun? Und was für Ausländer sind „Merkels” Flüchtlinge eigentlich?
Einladung
Um all diese Fragen zu klären, laden wir zu dem Workshop-Wochenende „Argumente gegen das Zeitgeschehen“ außerhalb von Bremen ein. Dort nehmen wir uns zu vier verschiedenen Themen jeweils ausreichend Zeit, um uns intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Dazu wird es Workshops geben, die jeweils drei mal drei Stunden gehen und sich über anderthalb Tage erstrecken.
Die ganze Veranstaltung wird über Pfingsten (2. Juni - 6. Juni) gehen, sodass wir am Freitag gemütlich ankommen und vom Samstag bis Pfingstmontag in den Workshops die aufkommenden Fragen zur Genüge diskutieren können. Wer dann noch will und Zeit hat, kann noch bis Dienstag bleiben.
Da immer zwei Workshops parallel laufen, hat jeder die Möglichkeit, an insgesamt zwei der angebotenen Workshops teilzunehmen:
- Kritik des Rechtsrucks - Wie sie geht und wie nicht
- Demokratische Wahlen - Superwahljahr: Sternstunde des Volkes
- Armut, kapitalistische - Eine Säule unserer Wirtschaft
- Inländer / Ausländer / Flüchtlinge - Ein Werk der Gewalt
Alle Workshops sind inhaltlich voraussetzungslos!
Da die Verpflegung und Unterkunft während der Veranstaltung Geld kostet, müssen wir einen Kostenbeitrag von 60€ erheben. Wer den nicht aufbringen kann, zahlt das, was er kann.
Um Versorgung mit Mahlzeiten und Schlafplätzen planen zu können, sollten sich alle Interessierten vorher auf der Website unter www.zeitgeschehen.net anmelden! Dort gibt es außerdem mehr, sowie die aktuellsten, Infos.
Viele Grüße,
euer Arbeitskreis Auflösen