Völlig überraschend wurde am Dienstag, 7.3.2017 im Stadtteil Irala-Rekalde von Bilbao das besetzte Zentrum IZAR BELTZ (baskisch: Schwarzer Stern) geräumt. Um 8:45 Uhr lief die baskische Ertzaintza-Polizei auf, als sich niemand im Zentrum befand und wechselte Türen und Schlösser aus. In der Hand hatte die Polizei einen richterlichen Räumungsbescheid. Vor 11 Jahren war das leerstehende Gebäude in einem Stadtteil mit mehreren Dutzende Leerständen besetzt worden, ein ehemaliges Schlachthaus mit Kühlanlagen. Weil es vorher als Drogenplatz bekannt war, hatte die Besitzerin nichts gegen die Besetzung, es kam zu einer informellen Absprache: sollte es ernsthafte Käufer geben, sollte das Gebäude wieder geräumt werden.
Vor diesem Hintergrund gab es keinerlei Alarmzeichen, die Räumung traf die Zentrums-Aktivist/innen völlig unvorbereitet. Denn Käufer waren nirgendwo in Sicht. In den vergangenen 11 Jahren war das anarchistische IZAR BELTZ weitgehend renoviert worden, regelmäßig fanden hier Info-Vaeranstaltungen statt und eine vegane Volksküche, gelegentlich auch Konzerte. Die Lage des Schwarzen Sterns war zwar etwas trist und abgelegen, umso besser geeignet für Aktivitäten mit Musik. Es war einer der letzten verbliebenen Squats und selbstorganisiserten Freiräume in der Stadt. Was bleibt ist das Frauenprojekt OHIUK, nachdem vor sechs Monaten im selben Stadtteil ein neuer Squat geräumt worden war – auch das legendäre Sozialzentrum KUKUTZA war hier beheimatet, bevor es vor 5 Jahren abgerissen wurde.
Hintergrund der Räumung war eine Falschinformation. Die zuständige Richterin war bei ihrer Entscheidung davon ausgegangen, dass es sich um eine Neu-Besetzung handele, so hatten die Anwälte es vorgebracht. Bei Neu-Besetzungen kann Sofort-Räumung angeordnet werden, nicht aber bei Alt-Besetzungen, bei denen es sogar noch Absprachen gab. Der normale rechtliche Weg wäre eine Klage gewesen, die erfahrungsgemäß etwa ein Jahr bis zur Entscheidung gedauert hätte und ein transparentes Verfahren bedeutet hätte.
Deshalb wurde direkt nach der Räumung eine Delegation des Izar Beltz mit Anwalt bei Gericht vorstellig , um Wiederspruch gegen die „illegale“ Räumung einzulegen. Rein rechtlich existieren Chancen, dass die Richterin ihren Beschluss zurücknimmt. Doch selbst wenn sie das tut, muss das noch nicht heißen, dass die Besetzerinnen wieder Einlass bekommen.
Am Abend des Räumungstages fanden sich in der Altstadt beachtliche 500 Personen aller Altersgruppen zu einer Demo zusammen. „Weniger Museen, mehr Zentren“ oder „Kampf ist der einzige Weg“ hieß es in Sprechchören und „Wenn Besetzung ein Vergehen ist, fordern wir mehr Kriminalität“. Die gefürchtete Ertzaintza-Einheit mit ihren Schlägertrupps war im Umfeld der nicht angemeldeten Demo nicht zu sehen. Bereits am Mittag hatten sich Menschen zum Protest vor dem Rathaus versammelt, das bei dieser Räumung ausnahmsweise nicht die Finger im Spiel hatte. (Red. Baskinfo)
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