Wuppertal: Kein Speed-Dateing mit der AfD!

Café SWAN - Upcycling Shop Kultur

Beteiligt euch am „Bürgerdialog“ mit AfD-Landtagskandidaten im „SWANE-Café“ in der Luisenstraße in Wuppertal-Elberfeld (Donnerstag, 2.März, 19:30 Uhr) Speed-Dating mit der AfD im Luisenviertel? Ein Hipster-Café an der Elberfelder Hipster-Meile Luisenstraße möchte auch mal Politik machen. Es ist Wahljahr und so soll es im „SWANE Designcafé“ zum „Dialog zwischen BürgerInnen und Politik" kommen. In Form eines Speed-Dating sollen sich Interessierte mit Landtagskandidaten unterhalten. Hört sich nicht so spannend an.

 

Das hat wohl auch das „SWANE-Café“ gedacht und deshalb auch sämtliche AfD-Kandidaten zum Speed-Dating eingeladen. Mit ihnen soll so ein „Dialog auf Augenhöhe“ geführt werden, womit nicht der Zielbereich für die Faust gemeint sein dürfte. Wenn die Idee nicht strunzdummer Naivität entspringt, stellt sie ein kühnes Beispiel zynischen Kalküls dar. Denn was die AfD seit Monaten vormacht, könnte schließlich auch für ein mittelprächtig laufendes Café funktionieren: Vom überstrapazierten Opferdiskurs einer rassistischen Kleinpartei lernen, heißt zu lernen, wie man Beachtung findet. Etwas Ähnliches gilt wohl auch für den sich seit Jahren an allen möglichen unmöglichen Stellen profilierenden „unabhängigen und von den GRÜNEN unterstützten“ Kandidaten Jörg Heynkes. In einer Stellungnahme zum Offenen Brief des Wuppertaler Bündnisses „Kein Platz für Nazis“ lehnt er dessen Ansinnen, auf Diskussionen mit der AfD zu verzichten ab, und verkündet stattdessen das AfD-Klientel von seinen „weltoffenen Ideen, Gedanken und politischen Visionen (sic!) überzeugen“ zu wollen.

Wenn die Unterstellung eines wohlkalkulierten inszenierten Skandals falsch ist, müsste angesichts dessen über die große Naivität geredet werden, mit der Café-Betreiberin und der Landtagskandidat aus dem Eventmarketing alle Analysen vom Tisch wischen, die zu rechten Diskursverschiebungen durch Aufmerksamkeitsgenerierung und absichtsvollem Tabubruch inzwischen vorliegen.

Einfach mal mit der rassistischen Mitte plauschen?

 
„SWANE Café“ wie Nachwuchpolitiker trauen sich offenbar zu, was bisher niemandem gelungen ist, der mit dem Anspruch an die Sache herangegangen ist, die „Sorgen der besorgten Bürger“ ernst zu nehmen. Wie alle, die mehr Sorgen um die entgrenzten AfD-Wähler haben als vor ihnen, verkennen sie, dass es dort nichts zu überzeugen gibt. Stimmungen und Stimmen der AfD-WählerInnen repräsentieren jene „rassistische Mitte“, die nach noch bislang jeder Studie zum Thema seit Jahren etwa 20-30% der BürgerInnen der BRD umfasst. Leute, die sich auch nur am Rande mit rechten und rassistischen Einstellungen beschäftigen, sollten beispielsweise die Bielefelder „Heitmeyer-Studien“ dazu kennen. An der rassistisch geprägten Grundeinstellung jener Menschen hat sich demnach seit vielen Jahren nichts geändert. Neu ist nur, dass sie sich mittlerweile trauen, ihre menschenverachtenden Ansichten laut zu äußern, weil sie dazu inzwischen haufenweise Gelegenheiten finden.

Denn, was sich durchweg geändert hat, ist der mediale und politische Umgang mit früher einmal als „Stammtischparole“ bezeichneter gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Den „Stammtisch“ aus seiner miefigen Lage hinter den Butzenscheibe der bedrückenden Dorfkneipe zu befreien, ist offenbar Mission für viele. Ohne menschenverachtende Thesen – die sich für die, die sie aussprechen, auszahlen, weil „Unsagbares“ zu „Sagbarem“ wird und für die anderen, weil es sich wundervoll und billig „liberal“ davon abgrenzen lässt – kommen „Talkshows“ des Fernsehens oder bürgerliche Feuilletons inzwischen nicht mehr aus.

Und jetzt machen sich Provinzbühnen und Designcafés auf, es ihnen gleich zu tun? Was folgt? „Offene Diskussionen“ über Höckes "Reproduktionsstrategie" von Afrikanern" zur nächsten Single-Party?

Verhinderung als Reparaturmaßnahme

 
Der öffentliche Diskurs ist kaputt. In wenigen Monaten wurden alle Bemühungen um ein Bewusstsein zu Sprache als Basis für gesellschaftliche Zustände zerstört. Dafür ist nur zum Teil das mittlerweile auch von den „Stammtischen“ entdeckte und ausgiebig genutzte „Internet“ verantwortlich. Den entscheidenden Schritt zur Verschiebung des öffentlichen Diskurs nach rechts unternahmen und unternehmen jene, die die Diskussionskultur der Rechten aus den sozialen Medien ins so genannte „Real Life“ holen und damit normalisieren wollen. Aktiven AntifaschistInnen ist zu danken, dass das bislang schon häufiger verhindert werden konnte. Der AfD wurde damit jener Raum genommen den sie braucht, um gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zum Normalzustand zu machen. Ob bei „Birlikte“ in Köln, Anfang des Jahres an der Uni in Magdeburg oder in Wuppertal im Oktober 2015 – immer waren es aktive AntifaschistInnen, die dafür sorgten, dass von der bürgerlichen Mitte zur Verfügung gestellte Räume oder Plätze für die AfD unzugänglich blieben. Es waren Reparaturmaßnahmen am beschädigten Zustand der Diskussion, während andere sich einbildeten, die leckgeschlagene Leitung mit ihrer Krawatte oder ihrem veganen Muffin stopfen zu können.

 

Es ist zu hoffen, dass sich die geplanten Veranstaltungen im „SWANE-Café“ in die Serie gescheiterter Diskussionsversuche mit der AfD einreihen. Dass die AfD das nutzen wird, ihre ermüdende Opferinszenierung aufzuführen, steht außer Frage. Doch nicht jene, die eine Diskussion mit Menschenfeinden verhindern, machen dieses Schmierentheater möglich, sondern diejenigen, die aus Kalkül oder Naivität soetwas organisieren.

 

Lasst uns entschlossen am „Bürgerdialog“ im „SWANE-Café“ teilnehmen.

Keine AfD-Hetze in der Luisenstraße oder sonstwo!