Der Kampf der politischen Gefangenen ist der Kampf Irlands
Editorial der republikanischen Monatszeitung Saoirse vom Mai 2010, www.irish-solidarity.net
Am Ostersonntag begannen sich die republikanischen Gefangenen im Hochsicherheitsgefängnis von Maghaberry gegen die Versuche der britischen Regierung und der Kolonialverwaltung in Stormont, den irischen Freiheitskampf zu kriminalisieren, mit direkten Aktionen zur Wehr zu setzen.
Für zwei Tage nahmen die Gefangenen einen Tag des Flügels unter ihre Kontrolle. Sie verschanzten sich in der Kantine, bis sie von einer Sondereinheit der britischen Polizei hinausgeprügelt wurden. Die Gefangenen setzten damit ein Zeichen gegen jene Stimmen, die meine, es gebe keine politischen Gefangenen in Irland.
Die Gefangenen wurden vom republikanischen Irland nicht überhört. In den folgenden Tagen und Wochen kam es auf der ganzen Insel zu Proteste und Kundgebungen. Die republikanischen Gefangenen in Portlaoise traten von 30. April bis 2. Mai einen 48-stündigen Solidaritätshungerstreik mit ihren Genossen in Maghaberry an.
Am 29. Mai werden irische Republikanerinnen und Republikaner in Solidarität mit den Gefangenen marschieren. Wie in der Vergangenheit wird dafür nicht um Erlaubnis vom britischen Staat gebeten. Irische Republikanerinnen und Republikaner haben niemals einen der Teilungsstaaten, ob im Süden, oder im Norden, um Erlaubnis gefragt, um in irgendeinem Teil Irlands marschieren zu können – und dies wird auch niemals der Fall sein.
Auf einer Doppelseite im Inneren der Zeitung berichten wir über die Situation, die die Gefangenen, ihre Familien und alle Besucherinnen und Besucher über sich ergehen lassen müssen. Die Konditionen und Rechte, die die Männer in Maghaberry fordern, sind nicht anderes als jene Rechte, die bereits von vielen Generationen an Republikanerinnen und Republikanern vor ihnen erkämpft wurden.
Seit 1917 starben 22 irische Republikaner im Kampf für das Recht auf politischen Status. 1981 starben Bobby Sands und neun seiner Genossen in der Hölle der H-Blocks von Long Kesh, weil sie ihre Rechte einforderten.
Im Jahr 1998 wurden diese Rechte durch die Unterzeichnung des Stormont-Abkommens (auch Karfreitagsabkommen, Anm. IRC) ihnen wieder genommen. Seither wird behauptet, dass es seit 1998 keine politischen Gefangenen in Irland mehr gebe. Die Autoren dieses Abkommens und aller Folgenden versuchten einen Schlussstrich unter Irlands Geschichte zu ziehen. Sie wollten der Welt zeigen, das britischer Herrschaft in Irland nun akzeptiert werde. Die Reaktion der republikanischen Gefangenen in Maghaberry zeigt uns aber neuerdings, dass sie nicht erfolgreich waren, den Kreislauf der irischen Geschichte zu durchbrechen.
Die irische Geschichte lehrt uns, dass britische Herrschaft immer auf Widerstand treffen wird – und daher wird es auch immer politische Gefangene geben. Die andauernde Unterdrückung von Republikanerinnen und Republikanern zeigt uns, dass der Charakter der britischen Herrschaft in Irland sich nicht geändert hat.
Die kürzlich vollzogene Internierung des Republikaners aus Lurgan Martin Corey – der längste Gefangene in Long Kesh – da er sich weigerte seine republikanische Überzeugung abzulegen, zeigt uns abermals, was wir von der britischen Herrschaft und seiner Marionetten in Stormont halten sollen.
Der Kampf in den Mauern von Maghaberry ist mehr, als nur ein Kampf für die Zustände im Gefängnis. Er ist Teil des größeren Kampfs gegen britische Herrschaft in Irland. Der Kampf im Gefängnis ist ein Widersetzung der Brandmarkung des irischen Freiheitskampfs als „800 Jahre Kriminalität“. Indem sie das tun, sind die Republikaner in Maghaberry – um Roger Casement zu zitieren – „in guter Begleitung und nobler Nachfolge“.