Nach Rigaer-Randalen: Aktivistin „Thunfisch“ ist wieder frei

Erstveröffentlicht: 
10.02.2017

Thunfisch soll sich bei einer Demo in der Rigaer Straße an Gewalt gegen Polizisten beteiligt haben. Nun bekam sie zum Prozessbeginn Haftverschonung, aber der Prozess geht weiter.

 

Der Thunfisch ist frei – die Forderung der Chaoten, in der Tiefgarage in der Rigaer an die Wände geschmiert, ist erfüllt. Auch die Farbbeutel an der JVA galten laut Staatsanwältin diesem Ziel. Es gab in der Vergangenheit eine Reihe von Anschlägen und Graffitis, die sich mit „Thunfisch“ beschäftigten.

 

„Thunfisch“ – alias xxxxx wurde Freitag zu Beginn ihres Prozesses vor dem Amtsgericht haftverschont. Die französische Studentin war am 21.November 2016 in Bielefeld festgenommen worden und saß seit 29. November in der JVA Lichtenberg. Der Haftbefehl ist von 8. August 2016.


Kiezdemo gegen Verdrängung am 9. Juli

Sie ist angeklagt, sich am 9. Juli 2016 an Gewalttätigkeiten gegen Menschen und Sachen beteiligt gewesen, ein gefährliches Werkzeug bei sich geführt und Widerstand geleistet zu haben (Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Landfriedensbruch, Körperverletzung und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz).

Sie nahm an der sog. „Kiezdemo gegen Verdrängung“ teil. Um 21.44 Uhr zog sie sich einen schwarzen Gegenstand, wahrscheinlich eine Jacke, bis über die Nase. In ihren Rucksack trug sie griffbereit ein Klappmesser mit Holzgriff.

Nachdem der Aufzug für beendet erklärt wurde, war sie mit ihrem Lebensgefährten xxxx in einem Bereich des „schwarzen Blockes“, aus dem die Beamten mit Flaschen und Steinen beworfen, geschlagen und getreten wurden. Beide versuchten, Steinewerfer vor dem polizeilichen Zugriff zu schützen, indem sie sich unterhakten und eine Barriere bildeten. Die Angeklagte, die sich zu Boden geworfen hatte, krallte sich mit voller Kraft in den linken Oberschenkle eines Beamten, der seinem Kollegen gegen den Angriff von xxxx nicht helfen konnte.

 

„Die Angeklagte grub sodann mit beiden Händen mindestens 10 Schottersteine aus einem Gleisbett aus und warf diese auf die westliche Fahrbahnseite der Warschauer Straße, wo sich andere Randalierer mit diesen versorgten… Danach nahm sie selber einen Schotterstein auf und begab sich mit xxx zu diversen Schwerpunkten der Auseinandersetzung. Schließlich ließ sie den Stein fallen.“ Ihrer Festnahme wenig später widersetzte sie sich, ließ sich auf den Boden fallen, rollte umher, um sich dem Griff der Beamten zu entreißen.

Soweit aus der Anklage.

Die Staatsanwältin bestätigte, dass xxxx „Thunfisch“ ist. Das ergebe sich auch aus einschlägigen Foren. Sie ist Französin, lebt in einer Wohngemeinschaft in Münster. Sie gab an, in Paris zu studieren und gilt laut Staatsanwältin als Unterstützerin der linken Szene in Münster.


Alles ruhig im Gerichtssaal

Hinten im Saal sitzen ihre Freunde – aber alles ist ruhig. Vor dem Saaleingang stehen Absperrgitter und mehrere Wachtmeister. Die Angeklagte äußerte sich bisher nicht. Der Prozess wird am 24. Februar fortgesetzt.

Ihr Freund xxxx wurde nach 10 Verhandlungstagen (seit dem 11.Oktober 16) am 7. Februar 2017 wegen Landfriedensbruchs, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einem Jahr, sieben Monaten auf Bewährung verurteilt. Er muss außerdem 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.