Am 9. September 2015 wurde das auch international bekannte Social Center "De Vloek" (dt.: "Der Fluch") nach 13 Jahren der Besetzung und Instandsetzung durch Drängen der Stadt Den Haag mit einem überzogenen Aufgebot an Polizeikräften geräumt. Die 10 Aktivist_innen, die sich symbolisch der Räumung widersetzten, sehen sich nun einer Zahlungsaufforderung von 30.303,35€ gegenüber ausgesetzt.
Im Herbst 2015 wurde "De Vloek" nach zähem Ringen und Kämpfen mit der Gemeinde Den Haag schlussendlich geräumt. Um ein politisch Zeichen zu setzen, verblieben 10 Aktivist_innen während der Räumung im Gebäude und leisteten symbolischen Widerstand durch Transparente, Farbbomben und Lock-Ons. Sie standen dabei mehreren Hundertschaften, einer Pferdestaffel und zwei Wasserwerfern gegenüber. Eine 24-stündige Observation von gegenüberliegenden Wohnungen aus, sowie einem Scharfschützen auf dem Dach vervollkommneten das absurde Schauspiel. Um diesen überzogenen Einsatz zu rechtfertigen, erscheint es nicht weiter verwunderlich, dass die 10 Personen nicht 'nur' des Strafbestandes des "Kraaken" (dt.: Hausbesetzen) beschuldigt wurden, sondern auch für Gewalttaten gegen die Polizei, Störung des öffentlichen Friedens und einiges mehr. Fünf Aktivist_innen mussten für den "Schutz der öffentlich Ordnung" sogar zwei Wochen in Untersuchungshaft verbringen. Doch die Repression endet nicht immer mit der Entlassung und so wurden am 21. Dezember 2016 die 10 betroffenen Personen zu einer Schadensersatzzahlung von 30.303,35€ an die Gemeinde Den Haag verurteilt.
Finanzielle Repression
Noch Monate zuvor forderte die Gemeinde Den Haag eine Zahlung von mehr als 50.000€ für den sogenannten entstandenen Schaden. Die Betroffen weigerten sich jedoch zu bezahlen und beschlossen, dies von einem Gericht prüfen zu lassen. Sie wurden zu 30.303,35€ Schadensersatz verurteilt. Diese Summe setzt sich primär aus Beseitigen des Bauschutts, das laut Gemeinde als Barrikade verwendet wurde und Verwaltungskosten zusammen. Das Gebäude sollte in jedem Fall abgerissen werden, somit handelt es sich wohlbemerkt um Kosten, die in jedem Fall entstanden wären.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Gemeinde in den Niederlanden diese Methode der finanziellen Repression gebraucht. So mussten auch die Besetzer_innen, die sich der Räumung der „Ubica“ in Utrecht widersetzten, eine Schadensumme von 37.500€ zahlen. Es ist eine der Methoden, die der Staat nutzt, um sozialen Protest zu unterdrücken und um eine weitere Strafe zu der schon verhängten strafrechtlichen Verurteilung hinzuzufügen. Auch in diesem Falle wird deutlich, dass der Ort "De Vloek" als ein politischer und alternativer Freiraum, als Ausgangspunkt für die Anti-Gentrifizierungskämpfe gegen die Aufwertung des Stadtteils Scheveningens und anderer antikapitalistischer Proteste, sowie seine Akteur_innen der Gemeinde und Immobilienbesitzer_innen ein Dorn im Auge war.
Berufung
Trotz dieser Verurteilung und den anderen repressiven Maßnahmen gegen die Aktivist_innen in Den Haag, bleibt die Hausbesetzer_innen-Szene kämpferisch und wird sich auch weiterhin nicht beugen: "Wir führen diesen sozialen Kampf fort! Wir haben uns entschiedenen in Berufung zu gehen." Es bedeutet jedoch nicht, dass dadurch die Zahlungspflicht verschoben oder ausgestellt wird. Deshalb wird dazu aufgerufen die Betroffenen mit Spenden zu unterstützen und solidarisch zu zeigen, damit aus Repression keine Sache von Einzelnen wird, sondern eine, die kollektiv getragen werden kann. Denn gemeint sind wir alle.
Hier die Möglichkeit zu spenden → https://www.doneeractie.nl/steun-de-vloek-10/-850
(am einfachsten Bank Transfer anklicken, dann kann man den Betrag selber überweisen)
Whatever they say, squatting will stay!
Mehr Informationenüber die Repression in Den Haag:https://autonomendenhaag.wordpress.com/2016/08/17/the-netherlands-the-area-ban-against-anarchists-in-a-broader-context-of-repression-in-the-hague/