Wir haben uns den ersten Jahrestag der Räumung der
Luftschlossfabrik an der Harniskaispitze ausgesucht um daran zu
erinnern, dass sich alternative Ideen nicht abreißen lassen! Mit einer Demo mit ca 60 Leuten zum ehemaligen Luftschlossfabrikgelände an der Harniskaispitze haben
wir darauf aufmerksam gemacht, das es in Flensburg immer noch den Wunsch
nach alternativem und selbstbestimmtem Leben gibt. Wir sind nicht an
einem Stadtbild interessiert das sich an Profit und Prestigeprojekten
orientiert. Die jetzige Brache zeigt uns nur einmal mehr, das es keinen
Sinn hat sich mit den bestehenden politischen Verhältnissen zu
versöhnen.
Vor genau einem Jahr, am 3.2.2016, hat am Harniskai einer der größten
und kostspieligsten Polizeieinsätze in der Flensburger Stadtgeschichte
stattgefunden. Mit 300 Polizist_Innen, Wasserwerfern und Räumpanzern
wurde das Gelände der Luftschlossfabrik gewaltsam geräumt.
Die Besetzung
war auf einem Gelände entstanden, welches seit geraumer Zeit leer
stand, da sich die Stadt von einer Briefkastenfirma den lukrativen
Vorschlag hatte unterjubeln lassen, dort Flugboote zu bauen.
Als das Gelände nach nicht bezahlten Pachtgebühren an die Stadt
zurückging war schnell klar, dass sie die Menschen die dort lebten und
das Gelände wieder belebt hatten nicht dulden wollte.
Nach ungefähr einem halben Jahr „Verhandlungen“ und der vergeblichen
Suche nach einem alternativen Standort wurden die Bewohner_Innen des
Wagenplatzes im Winter vom Gelände geräumt. Die Angebote seitens der
Stadt, den Menschen eine Wohnung zu stellen, zeigen deutlich wie
ignorant sie selbstbestimmten und alternativen Lebensformen
gegenübersteht.
Für keines der dort angesiedelten Projekte gab es einen ernst zu
nehmenden alternativen Standort , weshalb das kulturelle Angebot der
Luftschlossfabrik, genauso wie die Werkstätten, aus dem Flensburger
Stadtbild verschwunden sind.
Alle Gebäude auf dem Gelände wurden abgerissen. Darunter eine
Bootsbauhalle, als Werkstätten genutzte Räume, ein von einer
Austauschgruppe aus Chile gebauter Lehmofen und außerdem jeder Baum,
jeder Strauch, einfach alles was auf dem Gelände zu finden war. Aus
einem liebevoll gestalteten, benutzbaren Gelände ist eine Brache
geworden. Ein beeindruckendes Nichts, das bis heute dort zu besichtigen
ist.
Nachdem die Stadt mit ihren Plänen dort eine lukrative Flugbootfirma
anzusiedeln an der Existenz der Firma gescheitert war, scheiterte sie
dann daran ein Projekt zu akzeptieren, das zu emanzipatorisch war, um in
ein Stadtbild zu passen in dem es um Gentrifizierung und Optimierung
von Finanzplänen geht. Mit der Räumung wurde ein Exempel statuiert,
gegen emanzipatorische Lebensphilosophie, gegen unkommerzielle Nutzung
von Freiflächen und gegen eigenverantwortliches Handeln.
Darauf stoßen wir mit erlesenem Faber Sekt an und stimmen dem ehemaligen Brgermeister Flensburgs Simon Faber
weitgehend zu. Mit demokratischen Mitteln ist hier nichts mehr zu
machen. Wir werden uns neue Räume erkämpfen in denen wir unsere Utopie
von einem besseren Leben ausprobieren können und diese weiterhin
verteidigen. Über unser Leben entscheiden nur wir!
Die Lokalzeitung berichtete mit Video: http://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/ein-jahr-nach-der-raeumu...