"Gewalt und Militanz" - Vortrag und Diskussion mit Thomas Ebermann
am Mittwoch 22. Februar 2017
19:30 Uhr im JUZ Mannheim, Käthe-Kollwitz-Str. 2-4, 68167 Mannheim
Im August treffen sich in Hamburg Vertreter*innen der G20-Staaten, um Richtlinien zu verhandeln, die den globalen Kapitalismus sichern sollen. Im Vorfeld dazu wird es in Baden-Baden ein Treffen der Finanzminister*innen dieser Staaten geben. Linke Gruppen haben sich zusammengeschlossen, um Proteste gegen diese Treffen zu organisieren. In der medialen Berichterstattung wird bereits jetzt eine Debatte über die erwartete Gewalt geführt. Inhaltliche Fragen geraten in den Hintergrund. Wir betrachten es als notwendig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und eine differenzierte Diskussion zu führen und haben Thomas Ebermann aus Hamburg eingeladen.
Er schreibt dazu:
Die Diskussion über linke Militanz scheint
innerhalb der Linken geprägt durch zwei sich gegenüberstehende Seiten,
die beiderseits überladen und fetischisiert sind. Die eine Seite
behauptet sinngemäß „Gäbe es keine Militanz, sei es keine revolutionäre
Aktion“ und weist Militanz geradezu als revolutionsträchtigen
Spezialfall des Aktivismus aus. Auf der anderen Seite sei Militanz
„bloße Gewalt“ und es wird kolportiert, dass „wenn es Gewalt gäbe, wäre
das unpolitischer anarchistischer Individualterrorismus.“
Selten
stößt man auf Beiträge zur Militanzdebatte, welche versuchen aus diesen
beiden polarisierten Standpunkten auszubrechen. Meistens wird gar nicht
mehr um das politische Element im Militanzbegriff gestritten. Ließt man
das linke Genre der Bekenner_innen-Schreiben, welches stilprägend für
Beiträge aus Zeitschriften wie der Interim, radikal oder der
Indymedia-Kommentarspalte ist, drängt sich der Verdacht auf, das
Politische sei völlig abhanden gekommen oder es muss erst im Nachhinein
die Verbindung zu linksradikaler Politik rekonstruiert werden.
Militanz
als linksradikale politische Aktionsform ist aber nicht nur eine Frage
von taktisch-strategischen Überlegungen und von Kräfteverhältnissen,
sondern bedarf vor allem einer kritisch-reflektierten, theoretischen
Begründung. Hierbei kann es nicht darum gehen Militanz per se als
„richtig“ oder „falsch“ hinzustellen. Ein solches, meist moralisches,
Werturteil wäre ja selbst unpolitisch. Vielmehr geht es um die Frage,
welche Rolle Militanz als Konzept und linksradikale Aktionsform
innerhalb sozialer Bewegungen hat und wie und warum sich das Ganze im
staatsidealistischen, bürgerlichen Bewusstsein niederschlägt. Kurzum: es
geht um die Frage nach Emanzipation und Subversion, nach „angemessenen“
Aktionsformen und den Maßstab linksradikaler Politik.
Zum Referenten:
Thomas
Ebermann lebt in Hamburg und ist als Publizist tätig. In den
1970er-Jahren engagierte er sich aktiv im Kommunistischen Bund (KB). Als
Beteiligter an der Gründung der Grünen zog er in den 1980er-Jahren für
die Partei als Abgeordneter in die Hamburger Bürgerschaft und den
Bundestag ein. 1982 nahm Ebermann als Abgeordneter an der Besetzung
einer leerstehenden Polizeiwache in Hamburg teil und wurde festgenommen.
Später beklagte er seine Einflusslosigkeit in der von Realos geprägten
Grünen-Fraktion; 1990 verließ er die Partei gemeinsam mit anderen
Vordenkern des ökosozialistischen Flügels. Ebermann tritt seitdem
gemeinsam mit Rainer Trampert in politisch-satirischen Lesungen auf,
publiziert in verschiedensten linken Medien und hat mit "Der
Firmenhymnenhandel" auch ein arbeitskritisches Theaterstück verfasst.
Zu Beginn der Veranstaltung gibt es einen kurzen Input zur Mobilisierung gegen den G20-Gipfel.