Bautzens Landrat Michael Harig hat sich am Donnerstag mit dem NPD-Kreisvorsitzenden Marco Wruck zu einem Gespräch getroffen. Thema waren die Ausschreitungen vom September in der Kreisstadt. Im Vorfeld hatte es heftige Kritik an dem geplanten Treffen gegeben.
"Auf dem Fundament des Grundgesetzes"
Wie Landrat Michael Harig am Donnerstagabend mitteilte, ist das Gespräch in einer vernünftigen und sachlichen Atmosphäre verlaufen. Er habe deutlich gemacht, dass der Staat aus humanistischer und rechtlicher Sicht zur Hilfeleistung gegenüber Flüchtlingen verpflichtet ist. "Ich habe zum Ausdruck gebracht, dass wir auf dem Fundament des Grundgesetzes stehen", so Harig.
'Die Würde des Menschen ist unantastbar' gilt für jeden Menschen, ohne Ansehen der Person.
Michael Harig Landrat
Harig weiter gesprächsbereit
Harig steht zu seiner Entscheidung, weiterhin mit denen Gespäche zu führen, die dafür zugänglich sind. Er sagte MDR SACHSEN, darüber lasse er sich auch nicht belehren – weder von seiner eigenen Partei noch von anderen. Es mache Sinn, mit allen Beteiligten in Bautzen Gespräche zu führen, um die Verhältnisse im positiven Sinn zu verändern. In Bautzen müsse man sich darüber Gedanken machen, wie öffentliche Plätze genutzt werden können oder dürfen, so Harig weiter. Außerdem brauche es eine Form der Jugendarbeit, die alle erreiche. Es sei notwendig, weitere Gespräche zu führen. Dazu wolle er auch Oberbürgermeister Alexander Ahrens ansprechen.
Aus Harigs Sicht ist es dem NPD-Kreisvorsitzenden Marco Wruck in dem Gespräch um eine Normalisierung in der Stadt gegangen. Wruck sehe im Zusammenhang mit den Vorkommnissen im September große Probleme darin, dass Erziehungsberechtigte nicht ihren Pflichten nachkommen. Dies äußere sich insbesondere im unkontrollierten Ausgang der Jugendlichen bis in die Nachtstunden sowie übermäßigem Alkoholkonsum.
Wruck: "Kritik nur an einer einzigen Stelle"
Harig hat Wruck nach eigener Aussage dazu aufgefordert, "seinen Einfluss dahingehend geltend zu machen, der Verrohung in den sozialen Netzwerken keinen Vorschub zu leisten, indem verbal - im Sinne des Wortes - abgerüstet wird".
Wruck zufolge war Harigs Rüge am Facebook-Profil des NPD-Politikers die einzige Stelle, an der der Landrat Kritik geübt hat. Wruck entgegnete, er werde an seinem Verhalten in dem Netzwerk nichts ändern, da es sich um sein privates Profil handle. Dort äußert sich Wruck unter anderem negativ über Flüchtlinge.
Weitere Termine sollen folgen
Nach Angaben von Wruck war es insgesamt ein gutes Gespräch. Er sagte MDR SACHSEN, beide Seiten werden bei weiteren Terminen miteinander reden. Auch Oberbürgermeister Ahrens solle daran teilnehmen, ebenso weitere Vertreter aus dem rechten Lager. Wruck könne sich auch vorstellen, dass Vertreter vom Bündnis "Bautzen bleibt bunt" mit am Tisch sitzen. Einen Konsens haben die Gesprächspartner nach Wrucks Angaben beim Thema Kornmarkt gefunden. Nun wolle man "Ruhe reinbringen". Der Jugendschutz soll konsequent umgesetzt werden und für alle gelten.