Neuer Coup der RAF-Opas?

Der ausgebrannte Fluchtwagen, ein VW-Bus, steht in einem Waldstück in Liesten (Altmarkkreis Salzwedel).
Erstveröffentlicht: 
03.12.2016

Der Täter stieg durchs Dach der Geldtransport-Zentrale ein, schoss in die Luft, zündete später Blendgranaten: Bei einem filmreifen Coup in Salzwedel in der Altmark (Sachsen-Anhalt) machten Gangster mehrere 100.000 Euro Beute. Der Verdacht: Es waren wieder die „RAF-Rentner“, die seit 2011 in Norddeutschland Raubüberfälle begingen.

Es war kurz vor 18 Uhr, als Freitag in der Zentrale des Geldtransportunternehmens „Prosegur“ die Hölle losbrach. Die Besatzungen mehrerer gepanzerter Fahrzeuge waren gerade dabei, ihre Autos zu entladen, als ein Räuber über das Dach in den Flachbau eindrang.

Der Mann, der Overall und Handschuhe trug, schoss mit einer scharfen Neun-Millimeter-Pistole sofort in die Luft und bedrohte die ebenfalls mit scharfen  Revolvern bewaffneten Geldtransporteure. Die vier überrumpelten Mitarbeiter übergaben dem Täter erst ihre Waffen und dann drei Wertbehältnisse voller Bargeld, vor allem Einnahmen von Großmärkten.

In diesem Moment fuhr ein weißer VW-Transporter vor. Am Steuer saß ein Komplize, der eine gelbe schusssichere Weste trug. Der Gangster öffnete das Rolltor und lud die Beute in das Fluchtfahrzeug. Die Täter rasten davon. Wenig später kam es  zur Detonation mutmaßlicher Blendgranaten im Gebäude. Die Decke des Gebäudes geriet in Brand. Die alarmierte Feuerwehr löschte schnell und musste zwei Mitarbeiter von Prosegur versorgen, die ein Knalltrauma erlitten hatten.    

Zwei Tage später entdeckte ein Wanderer in einem Waldstück bei Liesten (Altmarkkreis Salzwedel) einen ausgebrannten VW-Transporter. Es handelt sich um den Fluchtwagen.

Die „RAF-Opas“ Ernst- Volker Staub (61), Daniela Klette (57) und Burkhard Garweg (47) haben seit 2011 diverse Geldtransporter und Großmärkte überfallen. Dabei gingen sie kaltblütig und professionell vor. Die Beute: mehr als eine Million Euro. Staub ist Hamburger, seine Komplizen lebten lange in den Hafenstraßen-Häusern. Schlugen sie jetzt in Salzwedel zu? Das zuständige LKA Hannover geht davon aus.