NSU-Terror So soll das Denkmal für die Opfer aus der Keupstraße aussehen

Erstveröffentlicht: 
07.11.2016

Mülheim - Dem Berliner Künstler Ulf Aminde ist etwas Besonderes gelungen: Er verbindet nicht nur die Idee eines Mahnmals mit dem zusätzlichen Auftrag, einen Ort der Begegnung zu gestalten. Er schafft es auch, ein modernes Denkmal zu schaffen, das sich immer wieder verändern kann und zur permanenten Mitgestaltung einlädt.

 

Die Stadt will auf sehr ungewöhnliche Art an die Anschläge des rechtsradikalen NSU erinnern. Aminde hat sowohl die Opfer und Anwohner der Mülheimer Keupstraße als auch Kunstexperten und Politiker überzeugt. Neun Entwürfe von Künstlern aus Köln, Berlin, Wien, Amsterdam und Istanbul standen zur Wahl. Sie sind bis zum 20. November im NS-Dokumentationszentrum zu sehen.

 

Grundriss-Nachbau aus Beton

In unmittelbarer Nähe der Keupstraße soll eine rund 26 Meter lange und sechs Meter breite Betonplatte gelegt werden, deren Form dem Grundriss des Hauses entspricht, vor dem 2004 die Nagelbombe explodierte. Das Haus, das zerstört werden sollte, wird an anderer Stelle verdoppelt; die Platte soll das Fundament für ein „zukünftiges gemeinsames Haus“ sein, so Aminde. Die Wände des Hauses wachsen virtuell, wenn man den Platz mit seinem Smartphone abläuft. Ein dafür entwickeltes Programm übermittelt Filme, die zum Beispiel Studenten der Kunsthochschule für Medien oder Kölner Schüler gemacht haben, auf die Bildschirme in der Hand.

 

Die bewegten Bilder können immer wieder durch neue ersetzt werden: Erinnerndes findet genauso einen Platz wie Beiträge zur Debatte, wie man in Zukunft miteinander leben möchte. „Wir wollten kein starres Denkmal“, sagt Meral Sahin, Sprecherin der Interessengemeinschaft Keupstraße. „Denn es geht nicht nur um den Anschlag des NSU. Es geht um die Anschläge, die jeden Tag passieren – den Rassismus im Alltag.“

 

Bis zum Bau soll es bis zu sieben Jahren dauern

50.000 Euro stehen für die Umsetzung der Idee bereit, die ersten Filme sollen schon bald entstehen. Auf den Aufbau der Betonplatte wird man jedoch lange warten müssen, weil sich das Denkmal mit der Neubebauung des Areals auf dem ehemaligen Mülheimer Güterbahnhof zwischen Schanzenstraße und Markgrafenstraße verbinden muss.

 

Die Integration eines „Birlikte“-Platzes mit einem Ort der Erinnerung ist Teil der Planungen. Doch die konkrete Einbeziehung dieses doch recht großen Denkmals wird noch eine besondere Herausforderung. Werner Jung vom NS-Dokumentationszentrum rechnet mit fünf bis sieben Jahren. „Es lohnt sich aber, diese Zeit zu warten.“