In Bautzen sind Rechtsextreme erneut auf Flüchtlinge losgegangen und haben sie durch die Stadt gejagt. Die Polizei spricht von keiner besonderen Lage.
In Bautzen sind Rechtsextreme erneut auf Flüchtlinge losgegangen. Nach Informationen eines Reporters von ZEIT ONLINE haben etwa 40 bis 50 Rechtsextreme am Holzmarkt der ostsächsischen Stadt zwei Flüchtlinge vor sich her gejagt. Die Polizei war demnach präsent, die Beamten seien jedoch in der Unterzahl gewesen. Sie hätten zunächst nicht eingegriffen, bis die Neonazis anfingen, die Flüchtlinge zu jagen. Der Reporter wurde zufällig Zeuge des Vorfalls.
Einer der Flüchtlinge wurde bei der Verfolgungsjagd vom Fahrrad gerissen und mit einem Stein beworfen, beide Gejagten konnten jedoch weglaufen. Die Polizei nahm einen der beiden Verfolgten mit.
Nach dem Vorfall hätte eine Gruppe Neonazis weiterhin am Kornmarkt gesessen und Musik gehört. Zuvor hatten dort jugendliche Geflüchtete und deren deutsche Freunde einer Gruppe Neonazis gegenüber gestanden. Die Gruppe von Neonazis, bei denen Jugendliche sowie Männer um die 30 Jahre dabei waren, vergrößerte sich nach einem Wortwechsel mit den Geflüchteten. Die Polizei war mit drei Streifenwagen anwesend. Teilweise seien die Neonazis mit dem Auto unterwegs gewesen und hätten sich dann auf Autos verteilt, um durch die Stadt zu fahren.
Ein Polizeisprecher sagte auf Nachfrage, die Lage in Bautzen weise keine Besonderheiten auf. Polizeibeamte seien dort präsent, wie immer seit den Auseinandersetzungen vom September.
Zuletzt war die Lage im Stadtzentrum von Bautzen Mitte September eskaliert. Damals hatten rechte Jugendliche gleichaltrige Flüchtlinge durch Straßen gejagt. Vorausgegangen waren wechselseitige Provokationen der beiden Gruppen, die sich dort auf dem Kornmarkt der Oberlausitzer Stadt regelmäßig treffen. Bautzen verhängte eine abendliche Ausgangssperre für die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge. Die Polizei verstärkte ihre Präsenz.
Tage später demonstrierten in der Stadt zahlreiche Menschen gegen Rechtsextremismus und für Weltoffenheit und Toleranz. Anfang Oktober versammelten sich dann Neonazis in der Stadt zu einer Großdemonstration. Oberbürgermeister Alexander Ahrens hatte sich vor dieser Veranstaltung resigniert geäußert und gesagt, Gegendemonstrationen und Lichterketten seien "kein brauchbares Mittel dagegen".
Am 27. Oktober hatte sich Ahrens mit Mitgliedern rechter Gruppen getroffen. Er hatte nach den Auseinandersetzungen im September angedeutet, mehr über die Beweggründe und die Kritikpunkte der Rechten erfahren zu wollen. Für dieses Gespräch war er schon im Vorfeld scharf kritisiert worden. Der Vorwurf lautete, er verharmlose durch dieses Gesprächsangebot die Neonazis.