Neonazis: Die Volkshilfe e. V. steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes
Gütersloh. Sie säubern Spielplätze, geben Schülern Nachhilfe und organisieren für Familien Ausflüge. Unlängst verteilten die Mitglieder der sogenannten Volkshilfe e. V. in blauen T-Shirts mit Vereinslogo vor dem Marktkauf, vor Schenke und weiteren Supermärkten in Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück Stoffbeutel gratis an Kunden. Hinter diesen scheinbar harmlosen und karitativen Aktionen verbirgt sich freilich ein Verein, der sich nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums überwiegend aus Neonazis zusammensetzt - ehemalige Angehörige der "Autonomen Nationalisten Wallenhorst" (ANW).
Aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen im Landtag in Hannover geht außerdem hervor, dass der Verfassungsschutz des benachbarten Bundeslandes die "Volkshilfe e. V." seit Juli 2015 "im Rahmen der Verdachtsfallbearbeitung" beobachtet. Das zuständige Staatsschutzkommissariat der Polizei kläre zudem die offen zugänglichen Aktivitäten des Vereins in den sozialen Netzwerken auf.
Trat der Ende 2014 in Osnabrück gegründete Verein ursprünglich verstärkt in Niedersachsen öffentlich in Erscheinung, ist er seit einigen Monaten vermehrt auch im Kreis Gütersloh aktiv. Die Gütersloher Gruppe SKA (Sozialistische Kulturarbeit), die darauf aufmerksam geworden ist, sieht darin einen Zusammenhang mit dem Umzug des Vereinsvorsitzenden. So gibt der früher in Münster beheimatete und zuletzt in Osnabrück lebende K. auf der Internetseite des Vereins inzwischen einen Wohnsitz in Rheda-Wiedenbrück an. In der Stadt stellten denn auch Mitglieder auf mehreren Spielplätzen im Juli großspurig als "Spielstationen" deklarierte Plastikkisten mit Sandspielzeug auf. Die Aktion wurde überdies dazu genutzt, Werbe-Faltblätter zu verteilen. Darin werden die Empfänger mit "Liebe Landsleute" angesprochen. Wie es weiter heißt, sei die Volkshilfe eine Gemeinschaft deutscher Menschen, die sich ausschließlich dem Wohl des deutschen Volkes verschrieben habe. Zugleich wird - wie auch im Internet - intensiv für einen Vereinsbeitritt geworben - für 5 Euro Monatsbeitrag.
Der Vorsitzende K. hat sich zudem bei den "Nationalen Sozialisten Münster" betätigt und 2012 einen Neonazi-Aufmarsch mit 300 Teilnehmern in Münster organisiert. K. hielt laut Online-Magazin Lotta die Auftaktrede. Dem Staatsschutz der Polizei Bielefeld ist der Verein "Volkshilfe", der auf seiner Facebook-Seite bereits fast 2.700 "Gefällt mir"-Angaben verzeichnet, ebenfalls "bekannt". Er sei bisher nur durch verschiedene nicht strafrechtlich relevante Aktionen in Erscheinung getreten, heißt es auf Anfrage.