Erst kürzlich bemühte sich der französische Staatpräsident Hollande persönlich nach Calais, um seine Bullentruppen vorort zu besuchen und der dortigen ach so aufgebrachten Bürgerschaft zu versichern, dass das "wilde Flüchtlingslager", der Jungle von Calais, bis Ende des Jahres komplett geräumt werden soll. Nachdem die Umfragewerte von Hollande u.a. im Zuge der "Reform" der Arbeitsgesetzgebung (loi travail) einen historischen Tiefstand erreicht hatten (wohl noch nie war ein amtierender Präsident in Frankreich derartig unbeliebt), scheint das demonstrative Anknüpfen an rassistische Ressentiments als probates Mittel gesehen zu werden, wieder etwas an Popularität gewinnen zu können.
Kurz nach dem Besuch von Hollande, am Samstag den 01.Oktober, sollte in Calais eigentlich eine Demonstration in Unterstützung für die Flüchtlinge stattfinden, zu der u.a. von Gruppen und Zusammenhängen aus Paris mobiliert wurde. Diese Demo wurde allerdings von der Präfektur untersagt, ein Demonstrationszug, der sich trotzdem zu formieren suchte, wurde von den Bullen massiv mit Tränengas und auch Wasserwerfer angegangen, woraufhin es zu mehrstündigen Zussammenstösse mit den Bullen gab. Vier Reisebusse mit Genoss*innen und Unterstützer*innen aus Paris wurden auf den Weg nach Calais gestoppt und die Leute konnten an den Aktionen nicht teilnehmen.
Unterdessen schreitet der Bau einer knapp drei Mio Euro teuren und vier Meter hohen Mauer, die die Flucht von Migrant*innen nach Grossbritannien komplett verhindern soll, weiter voran. Hauptbauträger ist der bestens bekannte Konzern VINCI, der u.a auch für das geplante Flughafenprojekt bei Nantes (Notre Dame de Landes ) verantwortlich zeichnet. Der Konzern war wegen seiner Beteiligung an diversen Bauprojekten wiederholt das Ziel militanter Aktionen, u.a. auch in Deutschland.
Mittlerweile kursieren unbestätigte Informationen, dass die Räumung des Jungle am 17. Oktober beginnen könnte.
Weitere Berichte:
Bericht von B. Schmid von Ende September zu Calais und der Situation der Flüchtlinge in Frankreich
Video 1 von der verbotenen Demonstration am 1. Oktober