Antifa distanziert sich von angeblichem Bekennerschreiben in Dresden

Erstveröffentlicht: 
28.09.2016

Tage vor den Einheitsfeiern in Dresden explodieren Sprengsätze. Nach den Tätern wird mit Hochdruck gesucht. Im Internet taucht eine Erklärung auf. Die Ermittler prüfen, Linke distanzieren sich.

Dresden (dpa) - Nach den Sprengstoffanschlägen in Dresden hat ein angebliches Bekennerschreiben im Internet für Verwirrung gesorgt. Die Echtheit und die Identität werden geprüft, sagte Wolfgang Klein von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden am Mittwoch. Die Erklärung war am Dienstag auf der Seite «linksunten.indymedia.org» veröffentlicht und rasch wieder gelöscht worden.

Nach Angaben der Ermittler handelt es sich um eine linksextreme Plattform, auf der Beiträge einfach publiziert werden können. Ebenfalls dort hat sich die Antifa am Mittwoch distanziert. «Es ist unklar, ob es echt ist und von wem es stammt», sagte Klein um angeblichen Bekennerschreiben.

Montagabend waren zwei Sprengsätze innerhalb kurzer Zeit vor der Tür einer Moschee und auf der Terrasse des Kongresszentrums in Dresden explodiert, wo am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) der Empfang des Bundespräsidenten ausgerichtet wird. Menschen wurden nicht verletzt. Ebenfalls am Montag findet bundesweit der Tag der offenen Moschee statt.

In Dresden wird mit Hochdruck nach den Tätern gesucht. Laut Klein laufen die Ermittlungen nach wie vor in alle Richtungen. Für eine andere Aussage sei es zu früh, «wir stehen noch am Anfang».

In dem von mehreren Medien als Screenshot und im Wortlaut veröffentlichten Schreiben wird von einem «vorverlegten Feuerwerk» zum Tag der Deutschen Einheit gesprochen. Mit den Anschlägen solle gegen eine «frauen- und israelfeindliche Ideologie» des Islam und gegen die verschärfte Flüchtlingspolitik protestiert werden.

Der sächsische Flüchtlingsrat bezeichnete das Schreiben als «ein Fake». Es sei der «schäbige Versuch der Faschisten», ihr die Verantwortung für ihre menschenfeindlichen und verachtungswürdigen Taten in die Schuhe zu schieben. «Wir stehen Seite an Seite mit allen Unterdrückten und Verfolgten weltweit und werden es nicht zulassen, dass ein Keil zwischen uns und unsere muslimischen Verbündeten getrieben wird!», sagte der Vorsitzende des Vereins.

Die Generalstaatsanwaltschaft hatte ein Verfahren wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion gegen unbekannt eingeleitet. Laut Klein gibt es Hinweise und Spuren, die nun ausgewertet werden. Zweifelsfreie Erkenntnisse zur Motivation der Täter lägen derzeit nicht vor, berichtete der Innenminister im Landtag. Der Angriff auf die Moschee lasse einen islamfeindlichen, wenn nicht ausländerfeindlichen Hintergrund vermuten.

Das Parlament hat die Attacken einhellig verurteilt. «Sprengstoff ist keine Meinungsäußerung, sondern ein Verbrechen», sagte Ulbig. Die Fraktionen beklagten eine Verrohung der Gesellschaft, eine Spirale der Gewaltbereitschaft und ein vergiftetes gesellschaftliches Klima. Aus der Opposition kamen auch Vorwürfe, zu lange zu wenig gegen Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit unternommen zu haben. CDU-geführte Landesregierungen hätten den rechten Terror jahrelang ignoriert und begünstigt, kritisierte der Flüchtlingsrat. Die Partei sei «mitverantwortlich am grassierenden Rassismus».

Die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleike (SPD) mahnte, das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten. «Ich kann vor vorschnellen Urteilen nur warnen», sagte sie der «Berliner Zeitung». Derzeit lasse sich eigentlich nur feststellen, «dass es in diesem Land ganz offenbar Leute gibt, die vor überhaupt nichts zurückschrecken». Das sei ein «unglaublich bitterer Befund».