Vortrag der FAU Freiburg im Rahmen einer dreimonatigen Veranstaltungsreihe für das Ende der Lohnarbeit, organisiert von libertären Gruppen im Südwesten.
Gegen die Zumutungen der Leiharbeit
Wer meint, das geht mich nichts an, die und der verkennt die Lage und
Situation und könnte bald eines Besseren belehrt werden: Wirtschafts-
und Arbeitgeber_innenverbände sowie die Gewerkschaften gehen davon aus,
dass es in den kommenden Monaten verschärft bzw. vermehrt zu
Entlassungswellen kommen wird.
Den Stammbelegschaften und allen (Noch-) Festangestellten muss klar
sein, dass es auch sie treffen kann und sie dann evtl. nur noch Arbeit
im prekären (ungesicherten) Beschäftigungssektor, u.a. in der Leiharbeit
finden werden.
Jetzt, in der Wirtschaftskrise sind die Leiharbeiter_innen die Ersten,
die gefeuert wurden und werden. Zwar verbuchen die Leihfirmen für dieses
Jahr einen Auftragsrückgang zwischen 20 und 40 Prozent, doch die
Leihbuden sind Krisenprofiteure eines immer mehr zersplitterten
Arbeitsmarkts. Für die Jahre 2010/2011... erwarten sie einen enormen
Zuwachs und die Ausweitung des Leiharbeitssektors. Innerhalb der letzten
sechs Jahre ist die Zahl der Menschen, die von Leihfirmen auf dem Markt
vermietet werden, von 300.000 auf 800.000 (2008) gestiegen. Viele von
ihnen wurden von den Arbeitsagenturen gezwungen, sich für Hungerlöhne
vermieten zu lassen.
Die Arbeitsbedingungen sind unbeschreiblich miserabel und elementare
Rechte werden verweigert. Gearbeitete Zeiten werden oft nicht
angerechnet. Viele Beschäftigte werden um Lohn und Urlaub betrogen,
indem ihnen die Zeit, in der sie nicht vermietet und verliehen werden
können, abgezogen wird. Lohnbetrug kommt nicht selten vor. Solche
Behandlungsmethoden sind illegal. Nach Arbeitsrecht gelten entleihfreie
Zeiten als Arbeitszeit! Und: Leiharbeiter_innen verdienen im Schnitt 30 –
50 Prozent weniger als ihre Kolleg_innen bei der Entleihfirma - und
dies trotz der ihnen abverlangten enormen Flexibilität.
Immer mehr Menschen sind gezwungen, zu Dumpinglöhnen zu arbeiten und mit
diesen Hungerlöhnen über die Runden zu kommen. Mit tariflichen
Stundenlöhnen ab 6 Euro brutto (Stand 2008) kann man alle getrost als
gewerkschaftlich abgesegnete Freibriefe zur Ausbeutung auf Armutsniveau
bezeichnen. Die Leiharbeit ist der einzige Wirtschaftsbereich, in dem
Tarifverträge dazu abgeschlossen wurden, die Beschäftigten schlechter zu
stellen, als es das Gesetz vorschreibt. Die Dumpingtarifverträge der
DGB Gewerkschaften und des "Christlichen Gewerkschaftsbundes" (CGB)
dienen allein dem Zweck "equal pay – equal treatment", also gleicher
Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen wie in den Entleihbetrieben zu
verhindern.
An der Veranstaltung wird es einen Vortrag zur aktuellen Entwicklung der
Leiharbeit im Allgemeinen und über die regionale Situation in Freiburg
geben; gefolgt von mehreren Kurzfilmen zum Thema.
18. 4. 2010 | 19:00Uhr | Fabrik | Habsburgerstraße 9 | 79098 Freiburg