Polizeieinsatz bei Demonstrationen in Bautzen

Erstveröffentlicht: 
10.09.2016

Mit einem Großaufgebot begegnete die Polizei am Freitagabend zwei Versammlungen, die in Bautzen stattgefunden haben. Es gelang, eine Eskalation zu vermeiden.

 

Bautzen. Am Freitagabend fanden auf dem Bautzener Kornmarkt zwei Versammlungen statt. Wie die Polizei mitteilt, waren diese entsprechend angemeldet. Vor dem Reichenturm trafen sich einige Dutzend junge Männer und Frauen, die dem politisch rechten Lager zuzuordnen waren. In Hör- und Sichtweite versammeIten sich vor dem Stadtmuseum etwa in gleicher Anzahl Anhänger des bürgerlichen und linksalternativen Spektrums. 

 

Hoher Anteil Nicht-Bautzener in beiden Lagern

 

Beide Lager hatten auch über das Internet zur Teilnahme aufgerufen. Dementsprechend hoch war der Anteil der nicht in Bautzen lebenden Versammlungsteilnehmer. Auf beiden Seiten waren von Beginn an augenscheinlich gewaltbereite Teilnehmer zu verzeichnen. Mit Bezug auf die derzeit in Bautzen laufenden Demokratiewochen hatten die Rechtsextremen unter anderem angekündigt, diesem Ansinnen mit ihrer Kundgebung einen „heftigen Dämpfer“ verpassen zu wollen. Daraufhin hatten die Antifa, die Linksjugend „Solid“ und weitere Akteure aus dem linken Lager zu Gegenprotesten aufgerufen. Auch „Bautzen bleibt bunt“ war am Freitag vertreten.

 

Nachdem einige Redner der rechtsmotovierten Versammlung ihre Beiträge gehalten hatten, wandte sich die Mehrzahl der Zuhörer ab und ging auf die Gegenversammlung zu. Die Polizisten hielten beide Lager auf Distanz. Der Leiter der rechtsmotivierten Versammlung erklärte diese daraufhin für beendet, ein angezeigter Aufzug fand nicht statt, sagt Polizeisprecher Thomas Knaup. 

 

Gegenseitige Provokationen

 

Die Grundstimmung auf beiden Seiten wandelte sich. Mit Provokationen versuchten manche, das jeweilige Gegenüber zu reizen. Zahlreiche junge Asylbewerber hatten sich in die Gegenversammlung eingereiht und trugen mit Provokationen zur Aufheizung der Situation bei.

 

Über das Führungs- und Lagezentrum wurden rasch Einsatzbeamte der Polizeidirektion Dresden zur Unterstützung angefordert. Ein Einsatzzug der benachbarten Dienststelle verlegte unverzüglich zum Bautzener Kornmarkt.

 

Inzwischen war die Personenanzahl dort auf insgesamt etwa 300 angewachsen. Darin inbegriffen waren zahlreiche, teils Bier trinkende und mit dem rechten Lager anscheinend symphatisierende Schaulustige, die von der gegenüberliegenden Straßenseite das Geschehen mit Kommentaren und Rufen zusätzlich anheizten. 

 

Auf Abstand gehalten


Aus der Versammlung des bürgerlich-linksalternativen Spektrums warfen einige Teilnehmer Flaschen und Feuerwerkskörper in Richtung der Polizeibeamten und rechtsmotovierten Personen. Andere vermummten sich. Daraufhin setzten die Einsatzbeamten die Helme auf und drängten die vorrückenden rechtsmotovierten Personen zurück. Dabei kam auch ein Diensthund mit angelegtem Beißschutz zum Einsatz.

 

Die Beamten fixierten mit körperlicher Gewalt einen 20-jährigen Asylbewerber lybischer Nationalität, der aus der Gruppe der linksgerichteten Versammlung zu den Gegenüberstehenden durchbrechen wollte. Zusätzlich dazu fühlten sich beide Lager von der Anwesenheit einiger Fotografen und Filmenden provoziert, was zu einer weiteren Eskalation führte. Die Polizei hielt die beteiligten Lager konsequent auf Abstand. 

 

Erneute Konfrontation am Steinhaus

 

Die Leiterin der Gegenversammlung beendete diese. In Begleitung der Polizei zogen die Anwesenden des linken Spektrums und einige junge Asylbewerber zum nahen Steinhaus. Zahlreiche Männer des rechten Spektrums folgten dem Zug und postierten sich anschließend auf der Steinstraße.

 

Auch hier trennte die Polizei die Lager konsequent und ließ keine Übergriffe zu. Von beiden Seiten erfolgten weiterhin Provokationen. Die Polizisten forderten die Gäste des Steinhauses daher auf, in dieses zurückzugehen und wies die auf der gegenüberliegenden Straßenseite ausharrenden Personen an, den Ort zu verlassen. Dieser Aufforderung wurde zögerlich nachgekommen.

 

Auf dem Kornmarkt hatten sich zwischenzeitlich einige junge Asylsuchende, junge Bautzener und das örtliche Trinkerklientel eingefunden. Ein 14-jähriger syrischer Staatsbürger warf eine Bierflasche in Richtung eines einige Meter entfernt stehenden Mannes. Der 47-jährige Deutsche zog daraufhin ein Messer. Polizisten gingen unverzüglich dazwischen, trennten die beiden aufgebrachten Männer und stellten das Messer sicher. 

 

Bierflaschen gegen Polizeifahrzeuge

 

Als die Beamten den Kornmarkt gegen 22 Uhr verlassen wollten, wurden mehrere Flaschen auf die Dienstfahrzeuge des Dresdener Einsatzzuges geworfen. Die Würfe kamen aus einer etwa 30-köpfigen Gruppe teils alkoholisierter junger Bautzener, die sich zwischenzeitlich an dem Hotspot eingefunden hatte. Die Beamten nahmen die Verantwortlichen aus der Gruppe heraus und stellten ihre Identitäten fest. Es handelte sich um zwei hinlänglich polizeibekannte junge Bautzener im Alter von 15 und 19 Jahren. Nach ersten Prüfungen war kein Schaden an den Streifenwagen entstanden. 

 

Sechs Straftaten registriert

 

Insgesamt nahm die Polizei an diesem Abend die Personalien von sechs Männern auf. Die Beamten erteilten 20 Platzverweise und registrierten sechs Straftaten. Die Kriminalpolizei hat hierzu die Ermittlungen aufgenommen. Die Auswertung der vor Ort erstellten Videoaufzeichnungen der Polizei steht noch aus. Möglicherweise werden hier weitere Straftaten ersichtlich, sagt Polizeisprecher Thomas Knaup.

 

Die Polizei war mit rund 70 Beamten im Einsatz, er dauerte bis etwa 22.30 Uhr. Niemand der Beamten wurde verletzt. (szo)