Demonstration vom Aktionsbündnis gegen Kleingartenzerstörung

gartenzwerg

Die Stadt Hannover plant 1007 Gärten bis 2025 verteilt über das ganze Stadtgebiet platt zu machen. Das Hauptargument: es müsse Wohnraum geschaffen werden zieht nicht. Denn freie Flächen und leerstehende Gebäude gibt es genug. Außerdem wird der geplante Wohnungsbau nichts an dem Mangel an bezahlbaren Wohnraum ändern, da vor allem Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen auf den Kleingartenflächen gebaut werden sollen. In diesem Text findet ihr einen kleinen Bericht über die 1. Demonstration vom Aktionsbündnis gegen Kleingartenzerstörung und weitere Informationen zum Bebauungsplan der Stadt:

 

Am Samstag, den 3.9.2016 waren wir ca. 150 Menschen, die für die Erhaltung der Kleingärten in Hannover auf die Straße gegangen sind. Eigentlich war die Demo direkt durch die Innenstadt geplant, aber bereits hier zeigte sich, wie wenig Lust die Stadt auf unseren Protest hat: sie verbannte uns in die Seitenstraßen auf eine kurze Route durch die Altstadt. Das war pure Schikane der Stadtverwaltung, die uns zeigt, dass unser Protest unerwünscht war.

 

Um ca. 14:30h setzte sich die bunte Menge aus Kleingärtner_innen und Bürger_innen von der Aegidienkirche aus in Bewegung. Die Demonstration machte einen sehr lebendigen Eindruck. So waren die vielen selbst gebastelten Schilder und Transparente gut sichtbar für Passant_innen in der Altstadt. Einige Schilder hätten durchaus größer sein können. Die auf den Schildern und Transparenten stehenden Sprüche zeigten deutlich wie groß die Vielfalt und Kreativität innerhalb unserer basisdemokratischen Bewegung. Thematisiert wurden unter anderem die persönliche Betroffenheit, der Verlust von Freizeitraum, die Bedrohung von Tier- und Pflanzenarten und der Verrat durch die Stadt und den Bezirksverband.

 

Auffällig war auch die gute Stimmung auf der Demo. Nachdem die ersten Passant_innen sichtbar wurden, wurden Parolen gerufen. Die beliebtesten Parolen waren: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Gärten klaut.“ und „Die Stadt will uns vertreiben, wir werden bleiben.“ Angespornt wurden viele auch durch einen Skateboard-Fahrer, der schnell den ganzen Demozug abfuhr und die Parolen über einen gebastelten Pappmegafon weitergab.

 

Am Rande der Demonstration wurden einige Flyer an Passant_innen verteilt, um etwas detaillierter über unseren Protest zu informieren. An der Marktkirche angelangt, begann die Abschlusskundgebung.

 

Dort verwies Kirsa Morwinski, die erste Rednerin, auf die Bedeutung der Kleingärten. Selbst die Stadt erkennt die Bedeutung von Kleingärten in dem sogenannten „Kleingartenkonzept“ aus sozialen und ökologischen Gründen an. „Dennoch will die Stadt einen Großteil der wertvollen Naturflächen bis 2025 zerstören.

Über dieses Vorhaben und die Vorgehensweise der Stadt sind wir erstaunt und empört!“, so Kirsa. Insgesamt 700.000 qm Fläche sollen für 30-40 Mio. zerstört werden. Wir sind auf dreifache Weise betroffen: „als Pächter wegen der Zerstörung, als Mensch durch die Lügen von Stadt und Bezirksverband und als Bürger durch den Verlust an Grün- und Erholungsflächen.“ Kirsa betonte auch wie unökologisch und unsozial der Bau von Einfamilienhäusern ist, der zum Großteil auf der Fläche der Kleingärten geplant ist. „Zudem wurden wir nicht gefragt. Der Versuch der Bürgerbeteiligung von Interessierten wurde von der Stadt abgewiesen.“ Abschließend rief Kirsa entschlossen: „Wir haben genug von Lug und Betrug. Rat und Rädecker kriegen Gegenwind – Wir bleiben wo wir sind!“

 

Im Anschluss fragte Wilfried Lichtfuß in seiner Rede ob das Vorhaben der Stadt ein „Geschenk an die Wohnungswirtschaft oder die Bauwirtschaft“ sei. Anstelle Kleingärten zu zerstören könnten leerstehende Gebäude genutzt werden, um bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen. Ein Beispiel dafür sind die seid Jahren freien ungenutzten Flächen im Ihmezentrum. Die Zahl der betroffenen Gärten , wird von der Stadt mit 813 beschönigt und kleingeredet. In Wahrheit sind 1007 Gärten direkt betroffen, weil 157 Grabelandparzellen sowie 37 bereits 2015 vernichtete Gärten zur „besseren Außendarstellung“ nicht einberechnet wurden. „Wir lassen uns nicht täuschen und für dumm verkaufen.“, so Wilfried. Außerdem will die Stadt Ersatz für die wegfallenden Kleingärten schaffen und dafür unter anderem bestehende Gärten teilen. Dadurch werden mindestens 1700 Gärten zerstört. Statt bereits erfolgte Integration von fremdsprachigen Mitbürger_innen zu fördern, wird auch dies durch die Stadt sabotiert. Die Entschädigungszahlungen sind ein Witz, weil sie nicht für einen Neuanfang völlig unzureichend sind.

 

„Auch, wenn die Stadt eine Bodenplatte für die Laube spendiert (…), werden die sogenannten Entschädigungsbeiträge in keinem angemessenen Verhältnis zu den tatsächlichen Kosten stehen, die für und in einem neuen Garten anfallen.“ Allein der Bau einer neuen Gartenlaube kann rasch mehr als 10.000 kosten. Wilfrieds Fazit: „ Ja zum zum Wohnungsbau, aber nicht auf Kosten von Mensch und Natur!“ Nach diesen zwei aufschlussreichen und mit viel Applaus begleiteten Reden gab es noch veganes Essen von der Volksküche vom Bauwagenplatz Lister Damm. Das motivierte viele mit Bulgur und Gemüsesuppe zu verweilen und sich mit anderen auszutauschen. Das Essen wurde aus Spenden von einzelnen Kleingärtner_innen und der Gemeinschaftsgärtnerei Akapella in Langenhagen gekocht.

 

Die Polizei hat sich friedlich verhalten.

Diese Demo war erst der Anfang unseres öffentlichen Protestes. Wir werden weiter für den Erhalt unserer Gärten kämpfen!


https://kleingartenerhaltung.wordpress.com/