[Schwarzenbek] Linksautonome feiern anarchistisches Sommerfest

Erstveröffentlicht: 
01.09.2016

Schwarzenbek.  Sie kämpfen gegen Rechtsradikale, lehnen Gesellschaft und Polizei ab und mögen anscheinend veganes Essen: Seit mehreren Jahren ist eine kleine Gruppe von Jugendlichen in der Europastadt aktiv, die sich selbst „agsbk“ (Anarchistische Gruppe Schwarzenbek) nennt.

 

Ihren letzten großen Auftritt hatten die Jugendlichen im Dezember 2015, als sie eine Demo gegen Rechts organisierten (wir berichteten). Rund 150 Linksautonome kamen mit Zügen angereist und marschierten über eine Stunde Parolen skandierend und Transparente schwenkend durch die Stadt. Ausschreitungen gab es nicht. Polizeichef Ernst Jenner hatte zur Sicherheit ein größeres Polizeiaufgebot bereitgehalten.

 

So wird es auch am kommenden Sonnabend sein. Denn dann werden die Anarchisten erstmals ein Sommerfest unter der Brücke im Stadtpark feiern – mit DJ, kalten Getränken und veganem Essen. Die Genehmigung haben sie bereits im Januar beantragt. Unter strengen Auflagen – insbesondere hinsichtlich des Lärmschutzes – hat Ordnungsamtsleiter Thomas Bellizzi das Fest genehmigt.

 

Während die Konzerte im Rahmen der Aral Open bis 23 Uhr dauern, müssen die Anarchisten bereits um 22 Uhr die Lautsprecher herunterdrehen. Dabei handelt es sich nicht wie von einen Aktivisten vermutet um Schikane, sondern es geht um den Schutz der Anwohner: Nach der bundesweit geltenden Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA-Lärm) dürfen nachts bei Open-Air-Veranstaltungen Werte von 55 Dezibel nicht überschritten werden. Und die Nachtzeit beginnt um 22 Uhr. Lediglich für wenige Veranstaltungen im Jahr sieht die Freizeitlärmrichtlinie des Landes Schleswig-Holstein Ausnahmen davon vor – bis 23 Uhr. Und dieses Limit wird von den fünf Konzerten der Reihe Aral-Open ausgeschöpft.

 

„Wir werden das Fest mit entsprechender Polizeipräsenz begleiten. Es ist wie bei anderen Veranstaltungen der Gruppe damit zu rechnen, dass wieder zahlreiche Autonome aus dem norddeutschen Raum kommen. Darauf werden wir ausreichend Personal vorbereiten“, sagte Polizeichef Ernst Jenner.

 

Auch der Verfassungsschutz hat die Gruppe im Blick. Im aktuellen Bericht schätzt die Behörde das linksextreme Potenzial in Schleswig-Holstein als gering und stagnierend ein, die anarchistische Szene beschränkt sich auf die Gruppe in Schwarzenbek.