NS-Kunst und wie man damit nicht umgeht (am Beispiel Wittlich)

Meistermann-Museum in Wittlich

„Die Erfahrung der eigenen Unterdrückung durch das menschenverachtende Nazi-Regime haben ihn ein Leben lang geprägt. Das, war er erlebt hatte und was andere durch Deutsche erleiden mußten, haben ihn veranlaßt, politische Prozesse im Nachkriegsdeutschland mit höchster kritischer Aufmerksamkeit zu verfolgen. Wenn der Demokratiedefizite oder gesellschaftspolitische Fehlentwicklungen erkannte, nahm er kein Blatt vor den Mund. In seiner rigorosen, moralistischen und oft auch bissigen Art legte er sich mit Parteien, Verbänden und auch der Kirche an. Das brachte ihm nicht nur Anerkennung, Freunde und Mitstreiter ein.“ (Zitat)

 

Diese Beschreibung des Künstlers Georg Meistermann (1911-1990) findet man auf der Wittlicher Stadtseite. Eigentlich ein eindeutiges Statement gegen das ehemalige Nazi-Regime und alles was damit in Verbindung steht, sollte man meinen. Zumal Meistermanns Kunst von den Nazis als „entartet“ gebrandmarkt und ab 1933 ein Ausstellungsverbot für seine Kunst verhängt wurde. Nicht in Wittlich. Hier tobt schon seit geraumer Zeit eine Debatte um den „Blut-und-Boden-Künstler“ Hanns Scherl (1910-2001) , dem zu Ehren Mitte Mai eine Ausstellung seiner Werke im Georg-Meistermann-Museum in Wittlich zu seinem 100. Geburtstag statt finden soll. Scherl war ab 1938 Mitglied der NSDAP und Oberscharführer in der Hitlerjugend. „Im Dritten Reich kam er (Scherl) recht gut an und erhielt Aufträge, so für ein Hitler-Porträt im Wittlicher Kreishaus.“ so der ehemalige Trierer Museumsdirektor Dieter Ahrens. Im Wittlicher Tagesblatt vom 12.11.1938 bezeichnet er seine Kunst als zum „Fanatismus verpflichtende Mission“. Außerdem konnte man am 26.03.2010 folgendes im Kölner Stadtanzeiger erfahren:  „Für den Entwurf und die Holzschnitte des Buches „Der Opferring des Kreises Wittlich“ zeichnet verantwortlich „Bildhauer H. Scherl.“ In einer einleitenden Widmung heißt es: „Dem Führer zum Geburtstag im Jahr der rheinischen Freiheit 1936.“ Unter einem Holzschnitt, der ein sehniges Bauernpaar zeigt, welches sich über die Ackerfurche beugt, steht geschrieben: „Die Treue zu Scholle, Blut und Sitte ist der Eifelmenschen tiefster Wesenszug.““ (Zitat)

 

Die große Kritik der Veranstaltung unter den derzeitigen Bedingungen, die sogar soweit reicht, dass die Erben Georg Meistermanns juristische Schritte einleiten wollen um den Namen des Museums zu ändern, falls die Ausstellung dort statt findet, scheint den Wittlicher Bürgermeister Rodenkirch nicht zu beeindrucken. Er zeigt sich zwar gesprächsbereit, hält aber weiter an den Plänen fest, die Werke von Hanns Scherl im Meistermann-Museum auszustellen.

 

Warum die Ausstellung ausgerechnet in einem Museum statt finden muss, das nach einem entschiedenen Nazi-Gegner benannt wurde, ist uns ein Rätsel, das wohl nur die örtliche CDU lösen kann, die 2007 den Antrag zu dieser Ausstellung stellte. Den Georg-Meistermann-Preis, der zur Förderung von Demokratie und Meinungsfreiheit vergeben wird, scheint man dabei auch zu vergessen. Auf einen anderen Ort auszuweichen, die Ausstellung kritisch zu begleiten und die Vergangenheit Scherls zu beleuchten sind unsere Forderungen um angemessen mit diesem Thema zu verfahren.

 

Autonome Antifa Trier 

 

Links zum Thema:

http://www.ksta.de/html/artikel/1264186008349.shtml

http://www.swr.de/mediathek/audio-radiowelt/swr2/-/id=4810924/did=6200848/pv=mplayer/vv=popup/nid=4810924/h88328/index.html

http://www.ksta.de/html/artikel/1264186008941.shtml