Polizeiauto landet im Bodensee: War der Weg zu steil?

Nach rund eineinhalb Stunden im See wurde das Polizeiauto vom THW wieder aus dem Wasser gezogen.
Erstveröffentlicht: 
16.08.2016

Wieder versinkt ein Polizeiauto in den Fluten. Die Untersuchungen zur Ursache dauern noch an

 

Rhein und Bodensee sind bei Polizei und Rettungskräften inzwischen Gewässer, die ihnen Respekt abverlangen. Ab und zu versinkt ein Blaulicht-Fahrzeug in den Fluten, daran haben sich auch die Anwohner gewöhnt.

Jüngster Schauplatz – nach Bad Säckingen und Konstanz – war diesmal Überlingen. Eigentlich wollten Polizeibeamte vom Polizeipräsidium Göppingen im Überlinger Osthafen nur ein Boot zu Wasser lassen, das während des Konstanzer Seenachtfests die Situation auf dem See kontrollieren sollte. Statt Boot landete aber auch gleich der Polizei-Landrover samt Anhänger im Bodensee. „Das ging plötzlich ganz schnell. Man steht da und sieht, dass man nichts tun kann“, beschreibt Christian Zittlau die Situation. Der Segler vom Segel- und Motorbootclub Überlingen (SMCÜ) stand mit einigen Freunden am Ufer und sah, wie das Gespann mit einem lauten Quietschen ins Wasser rutschte und dann dreieinhalb Meter in die Tiefe sank.

„Es war niemand im Auto und es wurde auch niemand verletzt“, sagt Roland Fleischer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen. Dennoch sorgte das Fahrzeug im Hafenbecken für viel Aufsehen bei Passanten. „Da war natürlich auch etwas Spott dabei“, sagt Zittlau – zumal es recht lange dauerte, bis der Geländewagen wieder aus dem Wasser war. Zunächst versuchten die Polizisten, den Landrover mithilfe einer Winde aus dem See zu ziehen, mussten aber schnell einsehen, dass das nicht zum Erfolg führt. Erst als nach rund eineinhalb Stunden ein Transporter des Technischen Hilfswerk (THW) zur Stelle war, konnte der Wagen aus dem Wasser geborgen werden. Am Landrover entstand wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von 5000 Euro. Das Boot und der Anhänger wurden nicht beschädigt.

Weshalb das Auto ins Wasser rutschte, ist bislang noch unklar. „Sowohl die Handbremse im Fahrzeug als auch die am Anhänger waren angezogen“, erklärt Polizeisprecher Fleischer. Der verantwortliche Polizist müsse daher auch nicht mit Konsequenzen rechnen. Die Untersuchungen zur Ursache dauern noch an, möglich sei ein technischer Defekt. „Natürlich ist das ärgerlich, aber wir können es leider nicht rückgängig machen“, sagt der Pressesprecher.

Christian Zittlau vermutet, dass das Fahrzeug wegen der starken Steigung der Rampe ins Wasser gerutscht ist. „Die Rampe ist hier schon sehr steil. Wir lassen die Boote daher normalerweise nur mit einer Winde zu Wasser“, sagt er. „Mit unseren Autos fahren wir nie so nah ans Wasser ran.“ Er könne aber nachvollziehen, dass die Polizei für schnelle Einsätze üben müsse. Auch Pressesprecher Roland Fleischer sieht den Vorfall nicht allzu kritisch: „Der Einsatz am Seenachtfest konnte auch wie geplant durchgeführt werden“, sagt er. „Nur eben mit einem Rover weniger.“

In Erinnerung ist immer noch der spektakuläre Rhein-Fall eines Einsatzfahrzeuges der Polizei bei Bad Säckingen. Dort verschwand im Juli 2013 ein Polizeiauto, nachdem der Fahrer bei einem Einsatz vergessen hatte, die Handbremse anzuziehen. Das Fahrzeug rollte auf der leicht abschüssigen Strecke in den Rhein, trieb noch ein wenig auf den Wellen und ging auf Tauchstation. Erst nach 800 Tagen entdeckten Taucher das Vehikel auf Schweizer Seite bei Mumpf. In einer spektakulären Bergung hievte schließlich das Schweizer Militär mit einem Kran das Auto unter dem Beifall von Schaulustigen wieder an Land.

Im September vergangenen Jahres setzte der Konstanzer Feuerwehrkommandant Klaus-Dieter Quintus seinen Einsatzwagen bei rasanter Fahrt in den Enten- und Fischteich des Sealife-Center direkt am Bodensee. Der Gast eines nahe gelegenen Cafés filmte den Einsatz, stellte den Streifen auf die öffentliche Internetplattform Youtube und erzielte damit weltweit Tausende von Klicks. Das Fahrzeug konnte – angeblich ohne einen Kratzer – wieder auf den rechten Weg gebracht werden, auch die Fische sollen laut Sealife allesamt überlebt haben.