Die San Fermin Fiestas von Pamplona sind nicht nur weltweit berühmt (wegen Hemingway), im Baskenland sind sie auch berüchtigt für sexuelle Übergriffe gegen Frauen in allen vorstellbaren Formen.
Wie immer haben die San Fermines auch 2016 am 6.Juli begonnen und es hat keine 24 Stunden gedauert bis zur ersten Vergewaltigung, nachts um drei in einem dunklen Hauseingang, fünf Männer gegen eine Frau.
Seit Jahren versuchen die lokalen Behörden, dem widerlichen Treiben Einhalt zu gebieten und die Täter zu verfolgen – sicher eine langfristige Aufgabe.
Die schnelle Anzeige des Opfers und die ebenso schnelle Reaktion der Polizei (!) führten zur umgehenden Festnahme von fünf Verdächtigen. Es wird davon ausgegangen, dass die Vergewaltigung mit einem Handy gefilmt wurde. Beim Opfer handelt es sich um eine Frau aus Madrid. Bei den Vergewaltigern um fünf Andalusier zwischen 23 und 26 Jahren, darunter ein Polizist von der Guardia Civil. Sie räumten ein, mit der Frau sexuellen Kontakt gehabt zu haben, jedoch einvernehmlich. Am Sonntag werden sie dem Richter vorgeführt.
Den Behörden und Amtstägern im Baskenland und Navarra ist sicher nicht abzusprechen, dass sie häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt im Allgemeinen und homophobe Gewalt eindämmen und beenden wollen. Doch sind Mahnwachen nicht genug, Jahrhunderte alte männliche Gewaltstrukturen im Nichts aufzulösen. Seit Wochen wird in Pamplona eine öffentliche Kampagne organisiert für „saubere“ Fiestas, die in den komenden Wochen nacheinander in allen baskischen Metropolen stattfinden. Die Erfahrung in Pamplona war ein dramatischer Rückschlag. Er zeigt, dass gutgemeinte Propaganda nicht ankommt gegen mentale männliche Defizite. Vor zehn Jahren wurde in der Festwoche ein junge Frau umgebracht von einem „Unauffälligen, dem es niemand zu getraut hätte“.
Die baskischen Fiestas sind allgemein für ihre ausgelassene Stimmung und ihre phantasievolle Gestaltung bekannt. Viele werden von Volksbewegungen auf ehrenamtlicher Basis organisiert. Doch verwechseln Männer gerne ausgelassenheit mit Grenzenlosigkeit und Straflosigkeit. So leiden die Fiestas alle an derselben Krankheit, auch wenn es angeblich immer „Einzelfälle“ sind.
Im Baskenland, und mehr noch im Staate selbst, findet seit Generationen ein Femizid statt, der den Franquismus überdauert hat und nicht nur in reaktionären Kreisen seine Fundamente hat. Die Linke in Bilbao ist gerade entzweit über einen Fall von sexuellem Missbrauch durch einen Vater. Umgangsformen sind völlig unklar, das ist das erste, was progressive und linke Kräfte (wie fast überall auf der Welt) lernen müssen. Der Feind steht manchmal im eigenen Lager, auch wenn der Guardia Civil Polizist in Pamplona eine einfache Erklärung nahelegt. (Red.Baskinfo)