Polizeigewerkschaft besorgt - Mehr Waffenscheine, mehr Pistolen: Sachsen und Thüringer rüsten auf

Erstveröffentlicht: 
11.06.2016

Die Sachsen rüsten weiter auf. In den ersten drei Monaten des Jahres wurden im Freistaat 2926 Kleine Waffenscheine für Schreckschuss- und Signalwaffen neu ausgestellt. Die Zahl der Erlaubnisse stieg damit auf 11 219.

 

Die Sachsen rüsten weiter auf. In den ersten drei Monaten des Jahres wurden im Freistaat 2926 Kleine Waffenscheine für Schreckschuss- und Signalwaffen neu ausgestellt. Die Zahl der Erlaubnisse stieg damit auf 11 219. Damit wurden allein im ersten Quartal fast doppelt so viele kleine Waffenscheine neu ausgestellt wie im gesamtem Vorjahr (1585). Das teilte das Dresdner Innenministerium auf eine Anfrage der LVZ mit.

 

Auch in Thüringen ist ein Anstieg zu verzeichnen. In diesem Januar stieg die Zahl der Inhaber des Kleinen Waffenscheins um 398 auf 4852 – im gesamten Vorjahr betrug das Plus 489. „Mit Blick auf die rund 1,85 Millionen volljährigen Thüringer fällt die Anzahl der erteilten Waffenscheine gering aus“, heißt es aus dem Ministerium für Inneres in Erfurt. Minister Holger Poppenhäger (SPD) appelliert an alle Besitzer, sich der „besonderen Verantwortung beim Umgang“ mit den Waffen bewusst zu sein.

 

Die Polizei warnt: „Waffen, welcher Art auch immer, tragen nicht zur Deeskalation einer Situation bei“, sagt Kathlen Zink vom sächsischen Landeskriminalamt. Auch sei für die Polizei nicht sofort zu erkennen, ob es sich um eine Schreckschusspistole handele oder um eine echte. In einigen Fällen sei es schon zum Schusswechsel gekommen, weil Schreckschusspistolen oder Attrappen auf Polizisten gerichtet wurden. 

 

Polizeigewerkschaft: Bevölkerung verunsichert


Die Zahl der Besitzer erlaubnispflichtiger Waffen ist in Mitteldeutschland ebenfalls gestiegen: In Sachsen in den letzten zwei Jahren um 3000 auf 37 579 und in Thüringen im vergangenen Jahr um 983 auf 29 399. Damit liege man aber unter den Zahlen von 2009, teilt das Erfurter Ministerium mit. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, führt die Aufrüstung auf eine allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung zurück. Verantwortlich dafür sei die Sparwut der Politik. „Wir fordern seit Langem mehr Polizisten auf den Straßen und eine bessere Ausstattung“, so Wendt.

 

Die gestiegene Nachfrage nach dem Kleinen Waffenschein könne ein Indiz dafür sein, dass das subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zurückgegangen ist, heißt es aus dem Innenministerium in Dresden. „Dem wirkt man allerdings nicht entgegen, indem man untersagt, in Schützenvereine zu gehen, sich mit Schreckschusspistolen auszurüsten oder einen Selbstverteidigungskurs zu absolvieren“, so ein Sprecher. Aufklärung sei nötig. Fakt sei, dass auf die Polizei mehr Arbeit zugekommen ist. Im Vorjahr habe sich allein die Zahl der angemeldeten Veranstaltungen, die es abzusichern galt, mehr als verdreifacht. Sachsen habe darauf reagiert und den Abbau von 676 Stellen bei der Polizei bis zum Jahr 2020 rückgängig gemacht. Zugleich entstünden 1000 neue Stellen. Wendt bezeichnete das als richtigen Schritt. Das könne allerdings nur ein Anfang sein.

 

Als Reaktion auf die Terroranschläge des Vorjahres will Brüssel die europäischen Waffengesetze verschärfen. Der Online-Waffenhandel soll stärker kontrolliert werden. Sportschützen und Jäger sollen ihre Erlaubnisse jetzt alle fünf Jahre verlängern lassen und Besitzer von Schreckschuss- und Signalwaffen lückenlos registriert werden.

 

Von Andreas Dunte