Eigentlich wollte AfD-Landeschef Poggenburg nicht erneut antreten. Doch trotz eines Gegenkandidaten übernimmt er jetzt in Sachsen-Anhalt die Partei- und Fraktionsführung in Personalunion. Gegner in den eigenen Reihen werfen ihm Wortbruch vor.
Eisleben. Sachsen-Anhalts AfD-Chef André Poggenburg ist in einer Kampfabstimmung erneut zum Landeschef gewählt worden. Bei einem Sonderparteitag der Rechtspopulisten in Eisleben erhielt er am Samstag 110 Stimmen. Auf seinen Herausforderer, den Wittenberger AfD-Chef Dirk Hoffmann, entfielen 52 Stimmen. Unter Poggenburg hatte die AfD bei der Landtagswahl vor zwei Monaten ihr bisheriges Rekordergebnis von mehr als 24 Prozent erzielt.
Der bisherige AfD-Schriftführer Robert Farle warf Poggenburg vor der Abstimmung Wortbruch vor. Poggenburg habe der Fraktion in der Debatte um den Fraktionsvorsitz versprochen, nicht beide Ämter übernehmen zu wollen. Poggenburg sagte dazu, es hätten ihn nun aber viele Bitten aus den Kreisverbänden erreicht, erneut zu kandidieren. Er habe der Fraktion nicht sein Ehrenwort gegeben, sagte Poggenburg der Deutschen Presse-Agentur. Das sei übertrieben dargestellt worden. Allerdings warfen auch nach der Wahl noch Redner Poggenburg Wortbruch vor.
Der 41-Jährige zählt bundesweit zum äußerst rechten Flügel der AfD. In seiner Bewerbungsrede verteidigte er seinen Kurs. „Wir haben genau die richtige Richtung eingeschlagen“, rief er. In einer Bilanz des Wahlkampfes sagte er, die AfD in Sachsen-Anhalt sei als systemkritisch und fundamental wahrgenommen worden. Dies habe dazu geführt, dass die Partei bei der Landtagswahl am 13. März fast jede vierte Stimme erhalten habe.
Der Ausgang der Vorstandswahl galt als sehr unsicher, weil die Partei in Sachsen-Anhalt innerhalb weniger Monate von rund 300 Mitgliedern auf fast 500 Mitglieder gewachsen ist. Der Jugendorganisation werden Kontakte zur sogenannten Identitären Bewegung vorgeworfen. Diese Gruppe betreibt nach Einschätzung des Landesverfassungsschutzes fremden- und islamfeindliche Agitation. Poggenburg sah bei den Zielen der Gruppe zuletzt Schnittmengen zur AfD.
Die Presse wurde vorübergehend vor die Tür geschickt. Mit Mehrheit wurde ein Antrag angenommen, die Journalisten für eine Debatte über die Finanzen der Landespartei auszuschließen. Ein noch weiter gehender Antrag, die Öffentlichkeit bis zum Ende des Parteitages ganz auszuschließen, wurde abgelehnt, nachdem sich der Versammlungsleiter dagegen ausgesprochen hatte. Nach einigen Minuten durfte die Presse wieder in den Versammlungssaal zurück.