Farbanschlag auf Bergedorfer Anwaltskanzlei

Weiße Farbflecken überziehen das Haus am Billebad.
Erstveröffentlicht: 
18.04.2016

Bergedorf. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Auslöser offenbar Klagen gegen Flüchtlingsunterkünfte.

 

Bergedorf.  Sechs große weiße Flecken verunzieren die Fassade des Backsteinklinkers am Reetwerder 23, Sitz der Anwaltskanzlei Klemm & Partner. In der Nacht zu gestern haben Unbekannte mit weißer Farbe gefüllte Flaschen gegen die Wand des Hauses geworfen. „Das hat der bürgernahe Beamte morgens um 7.55 Uhr festgestellt. Jetzt ermittelt der Staatsschutz“, sagt Polizeisprecherin Heike Uhde.

 

Täter aus der linksradikalen Szene?

Zwar hatten Beamte mit Handschuhen einen braunen Umschlag aus dem Briefkasten gezogen, aber ein Bekennerschreiben war es wohl nicht. Wer könnten die anonymen Täter sein? „Wie die Polizei so vermute auch ich, dass es sich um einen linksradikalen Anschlag handelt im Zusammenhang mit unserer Betätigung. Aber das kann ich nicht beweisen“, sagt Rechtsanwalt Gero Tuttlewski. In der Kanzlei Klemm & Partner vertritt der 43-Jährige unter anderem Bürger und Initiativen, die sich gegen Flüchtlingsunterkünfte wehren.

In Neugraben-Fischbek, an der Sophienterrasse in Harvestehude, in Klein-Borstel oder Lemsahl-Mellingstedt: Wenn vor dem Verwaltungsgericht gegen geplante Flüchtlingsunterkünfte geklagt wurde, war Tuttlewski dabei und erwirkte oftmals erfolgreich einen Baustopp, konnte für seine Mandanten heraushandeln, dass zumindest die Dimensionen schrumpfen, wie etwa an der Sophienterrasse: 190 statt 220 Flüchtlinge sollten einziehen können.


Anwalt vermutet Zeitungsartikel als Auslöser

Mehrfach hatte der Bergedorfer Anwalt E-Mails mit wüsten Beschimpfungen erhalten, wurde gar bedroht. Ein aktuelles Beispiel einer solchen Mail: „Wenn ich nicht so gut erzogen wäre, würde ich Ihnen nachts auflauern und Sie verprügeln.“ Strafrechtlich sei diese Formulierung wohl nicht relevant, so Tuttlewski. Einen Farbanschlag habe es noch nicht gegeben. Er gehe davon aus, dass sich jemand durch einen aktuellen Beitrag in der Wochenzeitung „Die Zeit“ herausgefordert gefühlt habe.

Wird der Rechtsanwalt nach dem Anschlag leiser werden? Auf keinen Fall, betont Tuttlewski. „Die Linken werfen Farbbeutel oder zünden Autos an, aber sie jagen einen nicht gleich in die Luft.“ Er halte es weiterhin mit der Aussage vom November: „Wenn ich Gegenwind verspüre, dann wird erst recht mein Kampfgeist geweckt“, hatte er damals in einem Zeitungsinterview gesagt. „Meine Kollegen und ich lassen uns nicht einschüchtern“, so Tuttlewski.