Im Streit um das Gebiet Berg-Karabach hat Aserbeidschan eine einseitige Waffenruhe ausgerufen. Trotzdem sollen weiterhin heftige Gefechte toben.
Nach den heftigen Gefechten mit dem Nachbarland Armenien an der Frontlinie zum umstrittenen Grenzgebiet Berg-Karabach hat Aserbeidschan am Sonntag eine einseitige Waffenruhe ausgerufen. Die Feuerpause sei als «Zeichen guten Willens» beschlossen worden, wie das Verteidigungsministerium mitteilte.
Allerdings werde man reagieren, wenn die aserischen Streitkräfte angegriffen würden. Ausserdem würden alle von den armenischen Truppen besetzten Gebiete «befreit», sollte das armenische Militär seine «Provokationen» nicht stoppen.
Kurz nach Verkündung der Waffenruhe erklärte ein Sprecher der armenischen Separatisten, die Kämpfe dauerten an.« Im Südosten und Nordosten Berg-Karabachs finden heftige Gefechte statt», sagte David Babayan der Nachrichtenagentur AFP.
Der Sprecher des Präsidenten von Berg-Karabach, David Babajan, sagte der Nachrichtenagentur AP, die dortigen Truppen hätten noch keine Anzeichen einer einseitigen Feuereinstellung bemerkt. «Die Situation ist das genaue Gegenteil.» So sei etwa das Dorf Martakert den ganzen Tag über beschossen worden.
Kämpfe dauern an
Die Gefechte hatten in der Nacht zum Samstag begonnen und dauerten am Sonntagmorgen zunächst sporadisch weiter an. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium meldete den Beschuss von Militärstellungen, es seien aber auch zivile Gebiete getroffen worden. Das Verteidigungsministerium in Berg-Karabach teilte mit, aserbaidschanische Truppen hätten mit Raketen, Artillerie und Panzern gefeuert.
Bis am Samstag wurden mindestens 30 Soldaten getötet, 18 armenische und 12 aserbaidschanische. Es war die schärfste Auseinandersetzung seit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens zwischen Armenien und Aserbeidschan im Jahr 1994.
Am Sonntagmorgen kündigte Baku auch an, man wolle mehrere strategische Positionen «verstärken», die während der Kämpfe «befreit» worden seien. Aserbeidschan hat ausserdem dementiert, die Karabach-Armenier hätten die Anhöhe von Lala-Tepe zurückerobert, wie diese zuvor gemeldet hatten.
Erdogan kündigt Unterstützung Bakus an
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sicherte Aserbeidschan im Konflikt mit Armenien um Berg-Karabach Unterstützung «bis zum Ende» zu. «Wir beten dafür, dass unsere aserbaidschanischen Brüder mit den kleinstmöglichen Verlusten die Oberhand in diesen Kämpfen gewinnen», erklärte Erdogan. Er äusserte sich während seines USA-Besuchs gegenüber einem aserbaidschanischen Journalisten, wie das türkische Präsidialamt am Sonntag mitteilte.
Die Türkei hat wegen des Konflikts seine Grenze zu Armenien geschlossen, was ein wirtschaftlicher Schlag gegen das Nachbarland ist.
Internationale Sorge
Die Gefechte lösten international Besorgnis aus. Die USA haben die Gewalt scharf verurteilt. Beide Seiten müssten sich zurückzuhalten, eine weitere Eskalation vermeiden und sich strikt an die Waffenruhe halten, mahnte US-Aussenminister John Kerry am Samstagabend. Zuvor hatte auch Russlands Präsident Wladimir Putin die Konfliktparteien zur Mässigung aufgerufen. Die Gefechte müssten aufhören, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Beteiligten auf, «den Kämpfen ein sofortiges Ende zu setzen, die Waffenstillstandsvereinbarung vollständig zu respektieren und sofortige Schritte zur Deeskalation der Situation zu unternehmen».
Nach dem Ende eines Krieges um das Gebiet nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gilt seit 1994 ein Waffenstillstand. Seitdem steht Berg-Karabach unter Kontrolle ethnischer armenischer Kräfte und des armenischen Militärs. Der Konflikt hatte 20 Jahre lang im Stillen angedauert, bevor jetzt wieder Kämpfe ausbrachen. Internationale Vermittlungsbemühung führten bisher zu keinem Ergebnis.