DGB-Kundgebung: Freiburg demonstriert gegen Rassismus und Gewalt

Rund 1100 Demonstranten zogen durch die Freiburger Innenstadt aus Protest gegen Fremdenhass.
Erstveröffentlicht: 
06.03.2016

Gut eine Woche vor der Landtagswahl sind am Samstag rund 1100 Menschen unter dem Motto "Halt zusammen!" durch die Freiburger Innenstadt gezogen. Der Protest richtete sich gegen Fremdenhass.

 

Von Holger Schindler

 

Initiator war der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der hierzu ein breites Unterstützerbündnis von fast 50 weiteren Organisationen zusammengebracht hat. Bei der Veranstaltung hagelte es verbale Angriffe auf die Partei AFD – es gab aber zum Teil auch Reibereien innerhalb des Unterstützerkreises.

 

50 Organisationen haben die Demo unterstützt

 

Deutlich schneller, als es ursprünglich geplant gewesen war, verlief der Demonstrationszug von der Bertoldstraße über die Kaiser-Joseph-Straße, Auf der Zinnen, Herrenstraße und Salzstraße wieder zurück zur Bertoldstraße bis zum Stadttheater. Laut Polizeiangaben waren etwa 1100 Menschen mit dabei. "Wir haben etwa 1300 Teilnehmer gezählt", sagt indes Thomas Steinebrunner vom DGB-Stadtverband Freiburg.

 

Die DGB-Landesvorsitzende kritisierte die AfD scharf

 

Insgesamt knapp 50 Organisationen verschiedenster Art fanden sich auf der Unterstützerliste für die Demonstration, darunter die Stadt Freiburg, die katholische und die evangelische Kirche, das islamische Zentrum Freiburg, die jüdische Gemeinde Freiburg, zahlreiche Gewerkschaften, verschiedene politische Parteien und parteinahe Einrichtungen, aber etwa auch Amnesty International, der Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden, das Stadttheater, der Kurdische Kulturverein, die Naturfreunde und der Motorradclub Kuhle Wampe Freiburg.

 

Steinebrunner machte gleich Anfang deutlich, was den DGB zu der Aktion bewogen hat: "Es vergeht nahezu kein Tag, ohne dass irgendwo in Deutschland eine fremdenfeindliche Straftat passiert." Seit dem letzten Jahr habe sich deren Zahl verfünffacht. "Das ist eine Schande für unser Land!", rief der Gewerkschaftssekretär.

 

Parteiprogramm der AfD sei unvereinbar mit wichtigen Zielen der Gewerkschaften, so die DGB

 

Gabriele Frenzer-Wolf, die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende, kritisierte bei ihrer Ansprache die AFD scharf. Die Partei sei rechtspopulistisch, in Teilen auch rechtsextrem, und habe offen Wahlkampf auf dem Rücken der Flüchtlinge gemacht. "Wir Gewerkschaften sind parteipolitisch unabhängig", sagte sie, "aber die AFD ist für Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter nicht wählbar." Denn das Parteiprogramm der AFD sei unvereinbar mit wichtigen Zielen der Gewerkschaften, etwa mit der "Geschlechterdemokratie" und dem Kampf gegen Diskriminierung.

 

Der evangelische Dekan Markus Engelhardt und sein katholischer Kollege Wolfgang Gaber appellierten ebenfalls für eine offene Gesellschaft und distanzierten sich von jeder Form der Fremdenfeindlichkeit. Engelhardt etwa sagte, wer meine das christliche Abendland mit Gewalt gegen islamische Flüchtlinge verteidigen zu müssen, habe selbst keinerlei Ahnung davon, was das christliche Abendland eigentlich bedeute.

 

Auch die Kirche wurde kritisiert

 

Dass es innerhalb des Unterstützerbündnisses auch Spannungen gibt, wurde allerdings auch deutlich. So griff der Sprecher des Christopher-Street-Day-Teams Freiburg die Kirchen heftig an: Auch diese seien zumindest teilweise homophob und zudem heuchlerisch. Freiburgs Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach bekam ebenfalls sein Fett weg: "Man muss sich fragen, Herr Kirchbach, ob Sie hier nur wegen der vorteilhaften Fotos sind oder wirklich wegen der guten Sache." Von Kirchbach war sichtlich erbost über die darin enthaltene Unterstellung. Für Spannungen hatte zudem gesorgt, dass das "Freiburger Forum aktiv gegen Ausgrenzung" versucht hatte, mehrere Sprecher ans Mikrofon zu bringen, was DGB-Mann Steinebrunner allerdings unterband. "Das war so nicht abgesprochen", sagte er nach der Veranstaltung.