Ex-Chef Apfel nennt NPD „Popanz, der nicht ernst zu nehmen ist“

Erstveröffentlicht: 
03.03.2016

Kaum ein Auftritt vor dem Bundesverfassungsgericht wurde mit derart hoher Spannung erwartet wie die Aussagen des früheren NPD-Chefs Holger Apfel. Der einstige Spitzenkader nahm kein Blatt vor den Mund und schenkte seinen Ex-„Kameraden“ ein.

 

Nach seiner eigenen Darstellung hat Holger Apfel mit der NPD gebrochen. Kaum verwunderlich, denn „seine“ Partei hatte den früheren Spitzenfunktionär Ende 2013 vom Hof gejagt. Damals warfen ihm die eigenen „Kameraden“ vor, jüngere Aktivisten sexuell bedrängt zu haben. Apfel gab an, er könne sich nicht an den Vorfall erinnern, er sei betrunken gewesen. Die Anschuldigungen reichten jedenfalls für den Rückzug von der Parteispitze des ausgebrannt erscheinenden Frontmanns und für die Niederlegung seines Mandates im sächsischen Landtag. Die aus höchsten NPD-Kreisen, insbesondere von Udo Pastörs, versprochene Aufklärung der „Causa Apfel“ lässt noch immer auf sich warten. Nach wie vor hält sich das Gerücht einer inszenierten Intrige gegen den Ex-NPD-Chef, um seine damaligen Pläne von einer Modernisierung der extrem rechten Partei zu durchkreuzen.

 

Bei seinem heutigen Auftritt vor dem Bundesverfassungsgericht räumte Apfel, der auch sein Parteibuch zurückgegeben hat, sein Scheitern ein. Dort war er, genauso wie der amtierende Bundesvorsitzende Frank Franz, sein Vorgänger bzw. Nachfolger als NPD-Chef, Udo Voigt und Udo Pastörs, der dem Verfahren fernblieb, der heute erkrankte Claus Cremer oder „Chefideologe“ Jürgen Gansel als Auskunftsperson geladen. Gleichzeitig prophezeite Apfel, der seinen Lebensunterhalt mittlerweile als Kneipier auf Mallorca verdient, dass Franz mit sein Anliegen, der NPD ein zeitgemäß-moderates Profil à la FPÖ überzustülpen, ebenfalls nicht in den Tat umsetzen werden könne. Denn Teile der Partei seien in der Gedankenwelt des Nationalsozialismus gefangen.

 

„Popanz, der nicht ernst zu nehmen ist“


Zu ideologischen Fragen wollte sich der vierfache Familienvater nicht äußern, das Gericht billigte ihm dieses Recht zu. Dafür gab er interessante Einblicke in die Strategie und das Innenleben der seit Jahren im Abschwung gefangenen Partei. Die NPD inszeniere Tabubrüche für die größtmögliche Aufmerksamkeit. Mit ein Grund, warum die Öffentlichkeit ihre Schlagkraft überschätze. Die NPD sei ein „Popanz, der nicht ernst zu nehmen ist“, sagte Apfel. Beschlossen werde in der NPD wenig, es herrsche vielmehr „das Prinzip des Aussitzens“.

 

Für parteiinternen Gegenwind bis hin zu Rechtfertigungen vor dem Präsidium sorgte laut Apfel sein Eingeständnis in einem Spiegel-Interview, dass der Holocaust stattgefunden habe, dass er eine historische Tatsache sei. Daraufhin hätte Thomas Wulff, der heutige NPD-Chef von Hamburg, auf ihn eingewirkt, diese Aussage zurückzunehmen. Außerdem wies Apfel auf die Selbstbezeichnung Wulffs als „Nationalsozialisten“ hin. Wulff, selbst in Karlsruhe anwesend, grinste dazu.