Die deutsche Kolonialzeit rückt seit ein paar Jahren immer mehr in den Fokus von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Dabei wird sowohl nach Auswirkungen auf die Kolonien als auch nach den bislang stark unterschätzten Rückwirkungen auf Deutschland selbst gefragt. Dies betrifft etwa die Bedeutung des Kolonialdiskurses für die Entstehung von Nationalismus und modernen Rassismus.
Eine neue Perspektive ist auch die Suche nach kolonialen Spuren, Öffentlichkeiten und Netzwerken im lokalen Raum. So finden sich in Freiburg bei genauerem Hinsehen viele Spuren dieser Zeit, denn es gab eine ganze Reihe kolonial tätiger Institutionen und Vereine, aus Freiburg stammende Kolonialforscher und -militärs sowie - besonders während der NS-Zeit - auch Kolonialausstellungen und Tagungen. Bei einem virtuellen Stadtrundgang werden verschiedene Orte mit Kolonialgeschichte angesteuert: vom Grab des Gouverneurs von Deutsch-Südwestafrika, Theodor Leutwein, auf dem Hauptfriedhof über den Stammtisch der Kolonialkrieger in Oberlinden und die über die Stadt verteilten Kolonialwarenläden bis zur Kolonialeiche vor der Universität und die umstrittene menschliche Schädelsammlung der Uni. Hinzu kommen die vielen künstlerischen und ethnografischen Schätze, die auf Bestreben der Stadt aus den Kolonien in Afrika für das Adelhausermuseum beschafft wurden. Es referiert Heiko Wegmann, von freiburg-postkolonial.
KTS Freiburg www.kts-freiburg.org