„[....] Für mich besteht keine andere Wahl als Krieg gegen den Staat und für die Freiheit […] ich habe den Fluchtversuch gemacht und das war ein Anfang. Jetzt mach ich anders Krieg!“
(Rainer in einem Brief im September 2015)
Rainer Loehnert ist eingesperrt in der forensischen Psychiatrie (Maßregelvollzug) Bedburg-Hau (Nordrhein-Westfalen) und beginnt auch dieses Jahr mit einem feurigen Zeichen seines ungebrochenen Widerstands gegen das (Klinik-)System! Er sitzt jetzt seit Anfang Januar erneut in Isolationshaft, im „Bunker“, d.h. 24 Stunden abgesondert und hat nur Stift, Papier und etwas zu lesen bei sich.
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Ein kurzer Überblick der letzten Monate: Nach seinem Fluchtversuch im Januar 2015(¹) - mittels einer Verbandsschere „bedrohte“ Rainer einen LKW- Fahrer auf dem Campus der Forensik und versuchte so zu entkommen - und der anschließenden langen Isolationshaft, wurde Rainer auf die sogenannte „gesicherte Eingangs-Station“ verlegt. Hier sieht er sich mit ständigen Provokationen, Bedrohungen und Übergriffen durch andere inhaftierte Faschos konfrontiert. Diese Konflikte scheinen dem sogenannten Pflege- und Ärztepersonal ganz nützlich zu sein. Rainer schreibt, dass die Pfleger nichts machen würden, bzw. das Geschehen ignorieren oder ihm raten, „sich in der Zelle aufzuhalten.“ Rainer wurde in den letzten Monaten mehrmals in seiner Zelle vom Rest der Station isoliert, meistens nach Auseinandersetzungen mit einem dieser Faschos. Auch wurde seine Zelle nach „gefährlichen“ Gegenständen gerazzt. Es findet somit auch im Maßregelvollzug eine direkte oder indirekte Zusammenarbeit von Nazis und staatlichen Personen/Institutionen statt.
Dies erinnert ebenfalls stark daran, wenn in Knästen auch Gefangene als „Werkzeug“ zur Zermürbung von unliebsamen, rebellischen und ungehorsamen Gefangenen benutzt werden. Und selbst wenn nicht bewusst herbeigeführt so nutzt die „Klinik“ diese Konflikte zumindest aus, um ihre Macht zu demonstrieren und ihre sadistisch-autoritäre und menschenverachtende „Behandlung“ an Rainer weiter zu praktizieren, bzw. Bestrafung und Psycho-Terror gegen ihn auszubauen.
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Während seiner gesamten Inhaftierung, seit seinem 25. Lebensjahr, wurde vor allem Rainers antifaschistische und antiautoritäre Haltung, Aktionen und Widerstandshandlungen immer wieder pathologisiert, als krankhaft und wahnhaft verklärt. Unwürdige Würmer, genannt Gutachter und Psychologen/Psychiater konstruieren und prognostizieren so regelmäßig seine „Krankheit“ und „Gefährlichkeit“ für die Gesellschaft. Sie versuchen seit inzwischen über 29 Jahren (!) ihn seelisch, körperlich und psychisch zu brechen: mit Medikamenten und Therapien, Isolation und Postzensur, Zellenrazzien und Fixierung, Begutachtungen und Gerichtsprozessen. Doch trotz und wegen dieser ganzen menschlichen Schweinereien - im Auftrag von „Sicherheit“, Wohlstand, „Gesundheit“, Gesetzen und Normen, also der Logik einer funktionierenden Normalität in der bürgerlichen Gesellschaft - wirft Rainer seine Ideen und sein Leben immer wieder in den Kampf. Sie haben seinen Drang nach Freiheit, seine antiautoritären und herrschaftsfeindlichen Ideen nicht brechen können. Der Terror der Pfleger, Ärzte, Therapeuten, Gutachter, Richter und anderen Gefangenen wurde diesmal mit einem größerem Feuer auf der „gesicherte Eingangs-Station“ beantwortet!
Eine Entlassung oder Vollzugslockerung scheint weiterhin nicht in Sicht, so wurde im August 2015 erneut richterlich (Landgericht Kleve) beschlossen, dass „selbst eine lebenslange [geschlossene] Unterbringung verhältnismäßig“ sei. Rainers Tortur im demokratisch-deutschen Maßregelvollzug begann mit einer Körperverletzung, die fast 30 Jahre zurückliegt und mittels einer „festgestellten Schuld-Unfähigkeit und negativen Gefährlichkeitsprognose nach § 63 StGB“ zu einer Einweisung in die geschlossene Psychiatrie führte. Mit der Folge einer inoffiziellen, scheinbar endlosen „Sicherungsverwahrung“ und Dauerüberdosierung von Psychopharmaka.
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Wir können und wollen nicht taten- und sprachlos diesen täglichen Entwürdigungen in einem der niederträchtigsten Orte und „Erfindungen“ der Zivilisation gegenüber sein. Tränen der Wut und der Verzweiflung begleiten uns angesichts der systematischen Beraubung von Freiheit und Würde. Hier geht es nicht nur um physische oder psychische Bestrafung. Hier werden Menschen mit ihren Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen als Geiseln der modernen, „ethischen“ klinischen Einrichtungen, verschiedener (sozial- und psycho-)Wissenschaften und der Pharmaindustrie gehalten, bearbeitet, verstümmelt und zerstört.
Rainer versucht viel in Kontakt mit (kämpfenden) Menschen innerhalb und außerhalb der Knäste weltweit zu kommen. Er bezieht sowohl aktuelle (anarchistische) Anti-Knast-Kämpfe v.a. in Europa, sowie anarchistische Zeitungsprojekte aber auch „Klassiker“ der anarchistischen Theorien und Praxen in seine Überlegungen und Beobachtungen mit ein. Da er jedoch kaum noch regelmäßige Kontakte hat, möchten wir dazu ermutigen ihm zu schreiben, ihm Pakete zu schicken (muss er vorher anmelden), ihn zu besuchen und/oder ihm Solidarität in Wort oder Tat zukommen zu lassen. Er ist dankbar für jede Geste der Solidarität, jeden Brief: „[…] Aber ich hab gute Leute wie Dich, … und ... und die anderen Anarchisten [...] und jeder macht was gegen Staat Herrschaft und Knast und das hat mich auch raus geholt aus dem Sumpf der 28 Jahre […]“ (Rainer im Herbst 2015) Vergessen wir nicht die Menschen wie Rainer. Wir können uns gegenseitig Durchhaltekraft und Energie geben!
Seite an Seite mit den unbeugsamen Menschen, die sich im Krieg gegen ihre Unterdrücker und jegliche Herrschaft befinden!
Nieder mit allem was Mensch, Tier und Natur kontrolliert, einsperrt und tötet!
Lang lebe die Verrücktheit nach Freiheit!
- Seine Anschrift:
Rainer Loehnert
Bahnstraße 6
47551 Bedburg-Hau
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