Klagen über sexuelle Belästigung, Gewalt, Diebstahl: Mehrere Discos in Freiburg lassen keine Flüchtlinge mehr rein. Behörden kritisieren eine pauschale Diskriminierung.
Flüchtlinge haben in Freiburg in mehreren Clubs und Diskotheken keinen Zutritt mehr. Andere Gastronomen gewähren nur noch begrenzten Zutritt. Die Clubbetreiber reagierten damit laut eines Berichts der Badischen Zeitung auf eine Reihe von Zwischenfällen, in die angeblich Ausländer involviert gewesen sein sollen. Dabei geht es nach Auskunft der Clubbetreiber um sexuelle Belästigung von Frauen in den Clubs, eine versuchte Vergewaltigung, Angriffe gegen Türsteher und Taschendiebstähle.
Mindestens sechs Gastrobetriebe haben demnach ihre Einlasspolitik geändert. In einem Fall macht es ein Lokal von der Veranstaltung abhängig, ob Ausländer Zutritt haben. Für einen anderen Club benötigen Gäste spezielle Einlasskarten, die nur derjenige erhalte, der Gewalt, Sexismus und Diskriminierung ablehne. Angezeigt wurden die Vorfälle größtenteils nicht, daher hat die Polizei keine Zunahme der Straftaten im Freiburger Nachtleben festgestellt.
Ein Betreiber schrieb in einer E-Mail an Partyveranstalter: "Wir haben beschlossen, dass wir vorerst keine Menschen mehr in das White Rabbit reinlassen werden, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen." Dies sei kein einfacher Schritt gewesen, aber man sehe derzeit keinen anderen Weg, "wie wir gewisse Probleme mit Geflüchteten in den Griff kriegen können."
Club hat Hoheit über die Tür
Polizeisprecherin Laura Riske sagte, pauschale Einlassverbote etwa für alle Flüchtlinge seien rechtswidrig. Überwiegend verhielten sich die etwas mehr als 3.000 in der Stadt untergebrachten Asylbewerber ordentlich, schwarze Schafe gebe es aber überall: "Diebstähle gibt es immer mal wieder", die Täter seien aber meist unbekannt und nicht zwingend Ausländer. Dass die Türsteher der Discos bestimmte Personen nicht reinließen, obliege dem Club: "Die Hoheit über seine Tür hat der Betreiber."
Freiburgs Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD) warnte: "Es gilt das Diskriminierungsverbot. Man darf nicht eine Personengruppe pauschal ausschließen. Er bezeichnete die Entscheidungen der Clubbetreiber als hilflosen Akt; er werde prüfen, ob die Inhaber angehört werden müssen. "Die Willkommenskultur ist in Freiburg stark ausgeprägt. Aber es muss auch eine Anerkennungskultur geben, was die Gesetze betrifft."
Alexander Hangleiter, Geschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in Freiburg, sagte laut Badischer Zeitung: "Ein Club müsste, wenn er verklagt wird, vor Gericht beweisen, dass er nicht diskriminiert hat." Er sehe aber auch die Zwangslage der Gastronomen, denen die Gäste wegblieben, wenn sie nicht gegen die Missstände einschritten.
Mitte Januar war die Stadt Bornheim in Nordrhein-Westfalen in die Schlagzeilen geraten, weil sie nach sexuellen Belästigungen von Frauen männlichen Flüchtlingen vorübergehend den Zutritt zum Schwimmbad verwehrt hatte.